Gelegentlich fallen einem so herzerfrischende Dinge entgegen, daß man darüber einfach nur schmunzeln kann. Nicht nur, daß der bayerische Bund der Steuerzahler sich in einem längeren „Brief“ über seine Ansichten zum TARGET 2 Saldo der Bundesbank ausgebreitet hat, nein, er mußte auch noch bei der Bundesbank vorstellig werden, um nachzufragen, wie es um die Goldreserven der Bundesbank steht. Offenbar scheint es dem BdSt Bay darum zu gehen die „Ausplünderung“ der Bundesbank zu verhindern um für eine eventuelle Neuauflage der D-Mark die entsprechenden Goldreserven vorrätig zu haben. Daß die Bundesbank auf derartige Spekulationen nicht reagiert, sollte niemanden überraschen.
Das Interessante an diesem Briefwechsel ist, daß in der Antwort der Bundesbank vom 9. Dezember 2011 ein Satz steht, der im Grunde genommen auch die Antwort auf die Frage beinhaltet, warum die TARGET 2 Salden im europäischen Liquiditätsverkehr zwischen den Notenbanken nicht ausgeglichen werden. Zur Erinnerung: ein Ausgleich eines Saldos zwischen zwei Notenbanken kann nur in Zentralbankgeld erfolgen und bedeutet, daß ein paar Geldkoffer von TARGET-Debitoren an die TARGET-Kreditoren verschickt werden müßten.
Im besagten Brief steht aber nun:
„Die Lagerung im Ausland hat sich historisch ergeben, da Gold an diesen Plätzen an die Bundesbank übertragen wurde.“
Das heißt auf gut Deutsch, daß es zwischen Notenbanken im Grunde genommen herzlich egal ist, wo das Gold gelagert wird und eine Verbringung nach Deutschland letztlich nur (erhebliche) Kosten erzeugt, deren Nutzeffekte schlicht und ergreifend Null sind. Das ist im wesentlichen nichts anderes als die Grunderkenntnis, daß nämlich die Forderung gegen eine Zentralbank
DASSELBE
ist wie der Forderungsinhalt. Denn es gilt immer noch, daß eine Zentralbank eine Zentralbank eine Zentralbank ist, deren Macht aus der unbeschränkten Fähigkeit zur Erteilung bzw. Versagung von Refinanzierungskrediten resultiert. Und aus diesem kühlen Grunde ist auch nicht einsehbar, warum eine südeuropäische Zentralbank einer nordeuropäischen Zentralbank ein
Geldpaket
schicken sollte, da eine Zentralbank mit Zentralbankgeld nichts anderes machen kann, als es zu verbuchen und im Keller den Reißwolf damit zu füttern. In diesem Fall würde der dümmste anzunehmende Buchungssatz „Kasse an Forderungen“ für die Bundesbank bewirken, daß sie auf einmal einen Kassenbestand über eine halbe Billion EURO verfügen würde. Bilanztechnisch würde sich dann der Bargeldbestand auf der Aktivseite gegen den Banknotenumlauf auf der Passivseite saldieren, mit dem Ergebnis, daß die Bundesbank einen Banknotenumlauf von NULL EURO, sowie einen Kassenbestand von etwa 100 Mrd. EURO ausweisen müßte.
Der Punkt ist: das kann man alles machen und das sogar ohne irgendein Geldpaket, denn dazu bräuchte es nur ein paar Buchungen. Warum macht man es dann nicht? Ganz einfach: die Sachlage ändert sich durch diese Buchungen in keiner Weise bis auf den Umstand, daß in der Süd-Zentralbankbilanz dann der Posten Banknotenumlauf dementsprechend höher ausfällt und in der Nord-Zentralbankbilanz entsprechend geringer oder sogar zu einem 100 Mrd. EURO Kassenbestand kommt – der aber auch in keiner Kasse liegt!
So ist das nun mal mit Zentralbanken: für die hat Geld keinen Wert!