Nachgedacht: monetäre Markttheorie

Berlin-MitteDie ökonomische Theorie einer Gesellschaft hat zu definieren, wie sie das Aktivitätsniveau einer Ökonomie bestimmt. Dieser Satz markiert den Anspruch, der von der Neoklassik als ‚mainstream‘ der ökonomischen Theorie vorgegeben wird. Die nutzengesteuerte Bestimmung der relativen Preise im Zusammenhang mit der Theorie von Angebot und Nachfrage erzeugt ein gesamtwirtschaftliches Aktivitätsniveau, welches stets als allgemeines Gleichgewicht etikettiert wird. Dabei ist zu motivieren, wie es zu einem Aktivitätniveau kommen kann, welches sich aus Handlungen von Individuen ergibt, die unabhängig voneinander Entscheidungen treffen.

Dabei sieht es für die Individuen einfach aus: sie brauchen lediglich Entscheidungen im Rahmen ihrer Budgetrestriktion zu treffen, müssen aber nicht die Restriktionen, die andere Wirtschaftssubjeke einzuhalten haben, ebenfalls berücksichtigen. Das heißt auf gut Deutsch, daß die Rückwirkungen, die individuelle Entscheidungen bewirken von den Individuen selbst überhaupt nicht berücksichtigt werden und somit Individuen keine gesamtwirtschaftlichen Effekte berücksichtigen können. Wie sollten sie es auch können?

Wenn aber Individuen nur mikroökonomische Entscheidungen treffen können ergibt sich die Frage, wie aus voneinander unabhängigen Entscheidungen ein gesamtwirtschaftliches Aktivitätsniveau abgeleitet werden kann. Das ist die zentrale Frage der VWL als Wissenschaft! Die einzige Antwort auf diese Frage wurde bisher von der allgemeinen Gleichgewichtstheorie gegeben. Dabei geht sie davon aus, daß jedes Individuum alle Entscheidungen aller anderen Individuen bei sich selbst berücksichtigt. Ein Nachweis dafür, daß diese Vorstellung keine funktionsfähige Wirtschaftsordnung erzeugen kann, dürfte sich erübrigen – selbst die ‚hidden hand‘ wäre dabei überfordert!

Dabei wird dort die nicht zulässige Unterstellung gemacht, daß die globale Budgetrestriktion aus der Gesamtheit der Einzelentscheidungen der Individuen entsteht. Diese Vorstellung entsteht durch den Kunstgriff, die Handlungsoptionen der Individuen daran zu ketten, indem die tauschbare Erstausstattung als vorgegeben gesetzt wird. Das hat zur Folge, daß damit die globale Budgetrestriktion a priori vorgegeben ist. Genau dieser Umstand ermöglicht es der allgemeinen Gleichgewichtstheorie als Paradetheorie der Marktwirtschaft ein globales Aktivitätniveau abzuleiten und zu argumentieren, daß die Funktionsweise des Preismechanismus dieses Gleichgewicht garantiert.

Einer der wenigen Versuche dem etwas entgegenzustellen ist der Ansatz des monetären Keynesianismus von Hajo Riese, wo versucht wird die Budgetrestriktion des Marktsystems auf einer monetären Grundlage zu definieren. Der Grundansatz ist dabei darin zu sehen, daß erst die Verfügung über Geld zu einer Bewirtschaftung der Ressourcen (einschließlich der Ressource Arbeitskraft) führt und somit das volkswirtschaftliche Aktivitäteniveau aus monetären Bedingungen abgeleitet werden soll. Damit wird das keynesianische Element aufgegriffen, welches die monetäre Investition zum zentralen Bestimmungsfaktor der Ökonomie macht. Denn in einer Ökonomie, die auf Kooperationsbeziehungen und nicht auf elementare Tauschhandlungen abstellt ist die Verwendung eines sozialen Abrechnungssystems eine ‚conditio sine qua non‘, also eine unabdingbare Notwendigkeit, was schon durch das Stecknadelbeispiel von A. Smith eindrücklich illustriert wird.

Aus dieser Perspektive gibt es in einer arbeitsteiligen Ökonomie im wesentlichen zwei Märkte, den Finanzmarkt einerseits, sowie den Finanzerwirtschaftungsmarkt alias Gütermarkt andererseits. Der von der Neoklassik so mystifizierte Arbeitsmarkt ist damit lediglich ein Appendix des Finanzmarktes, weil die Beschäftigung von Ressourcen wie Rohstoffe und Arbeitskraft ebenso einem finanzwirtschaftlichen Kalkül unterliegt wie eine Investition in Maschinen und Zwischenprodukte.

Eine Investition, also eine Zahlungsreihe, die mit der Ausgabe von Geld beginnt (Kruschwitz), ist dabei immer von Geldvermögensinteressen geprägt, weil die Erwartung über die Wahrscheinlichkeit monetärer Verluste/ Gewinne die Investitionsbereitschaft steuert. Dabei muß man sehen, daß nicht nur die Gruppe der Unternehmer, sondern auch die Banken mittelbar diesem Verlustrisiko unterliegen, so daß die Beziehung Unternehmer – Bank die zentrale prekäre Relation einer monetären Ökonomie darstellt.

Das ist deswegen der Fall, weil der Markt zur Erwirtschaftung des Schuldendeckungsmittels – der Warenmarkt alias Gütermarkt – darüber entscheidet, wie hoch die Investitionsbereitschaft (und damit der Grad der Ökonomisierung der Ressourcen) der Gruppe der Unternehmer ist. Es ist damit das Zusammenspiel beider Märkte, welches darüber bestimmt wie hoch der Auslastungsgrad einer Ökonomie ist. Aus einer derartigen Perspektive wird das Nichtausgeben von Geld seitens der Bezieher von Einkommen zu einer zentralen Restriktion der Investitionsbereitschaft und damit des gesamtwirtschaftlichen Aktivitätsniveaus. Dabei ist es unerheblich, ob aus Unternehmer- oder Arbeitnehmereinkommen gespart wird, weil beides zu einer Reduktion desjenigen Potentials führt, aus dem eine Erwirtschaftung des Schuldendeckungsmittels möglich wäre.

Wenn man so will ist das entscheidende Wechselspiel in der kapitalistischen Marktwirtschaft die Interaktion von Finanzmarkt und dem Markt für die Erwirtschaftung von Schuldendeckungsmitteln, wobei man dieses im Gegensatz zum statischen neoklassischen Marktmodell als dynamisches System interpretieren kann, insofern als zum einen Aktionen des einen Pols direkte Rückwirkungen auf den anderen Pol des Systems ausüben und andererseits die Kreditverhältnisse, die zu den Investitionsprozessen führen eine Zeitstruktur aufweisen, so daß Entscheidungen der Gegenwart Wirkungen über den gesamten Planungshorizont verteilt aufweisen.

Für die Frage, wie dann ein Markt in einer monetären Ökonomie aussieht kann man sich daran erinnern, daß in einem Einkommen-Ausgaben-Diagramm

http://makroo.de/Das%20keynesianische%20Modell/Der%20Guetermarkt/Das%20Einkommen-Ausgaben-Diagramm.htm

das Zurückbleiben der Nachfrage hinter dem Einkommen mit kontraktiven Entwicklungen verbunden ist, während eine Nachfrage oberhalb des Einkommens mit expansiven Prozessen einhergehen dürfte. Nun ist die verlinkte Darstellung suggestiv auf den Fall eingeengt, daß das Einkommen den Ausgaben entspricht, was aus vorstehenden Gründen für eine monetäre Ökonomie eine zu enge Sicht der Dinge darstellt. Denn durch diese Verengung wird unterschlagen, daß die Gleichgewichtsbedingung „Einkommen = Ausgaben“ unterstellt, daß es eine Abweichung der gleichgewichtigen Ausgaben von dem Einkommen nicht geben könne. Denn ein Kennzeichen einer monetären Investitionsökonomie ist, daß den anfänglichen hohen Investitionsausgaben erst im Zeitablauf sukzessive die Amortisationen wieder entgegenströmen und somit die Anfangsphase einer Investition typischerweise davon geprägt ist, daß die Einkommen systematisch höher sind, als der auf dem Markt befindliche Angebotswert. Soweit man sich den typischen Verlauf einer Investition ansieht

Produktentstehung

erkennt man unmittelbar, daß die Gleichheit von Einkommen und Ausgaben lediglich eine Episode in einem dynamischen Prozess ist. So läuft z.B. in einer Phase hoher Investitionen die Einkommensbildung dem Angebotswert voraus, so daß sich unmittelbar Preisauftriebstendenzen ergeben, welche die ursprüngliche Investitionskalkulation als zu pessimistisch darstellen. Die damit üblicherweise verbundenen Preisauftriebstendenzen sind über induzierte Lohnsteigerungen dann entweder der Beginn eines Inflationsprozesses oder wahlweise bei einer Lohnstabilität der Beginn einer Ungleichverteilung von Einkommen und dann auch Vermögen.

Begreift man also Marktwirtschaft als ein monetäres System, dann handelt es sich hierbei um eine Rückkoppelungsschleife, bei der es einen unabhängigen Pol und einen abhängigen Pol gibt. Der unabhängige Pol ist die Seite der Investition, die abhängige Seite ist die Seite der Einkommensverwendung, weil diese erst entsteht, wenn investiert worden ist. Das heißt aber wiederum, daß auf der einen Seite die Investition die zentrale Bestimmungsgröße für das Einkommen darstellt und der Konsum damit mittelbar von der Investition abhängig ist, während andererseits die Geldnachfrage auf dem Warenmarkt (= der Markt zur Erwirtschaftung des Schuldendeckungsmittels) ebenfalls von der (zeitlichen Struktur der) Investition bestimmt wird.

Investition-Diagramm

(Man beachte, daß entgegen der Gepflogenheit der Ökonomen hier die unabhängige Variable auf der Abszisse abgetragen ist!!)

Durch diese für eine monetäre Ökonomie charakteristische Hierarchisierung ökonomischer Entscheidungen – Investition einerseits und davon abgeleitet Konsum/ Sparen andererseits – wird für die Marktwirtschaft ein dynamisches Aktivitätsniveau definiert, welches sich aus der Bereitschaft zur Investition speist und damit von genuinen Vermögensinteressen gesteuert wird. Insofern ist eine Theorie einer monetären Marktwirtschaft durch zwei Entscheidungsebenen geprägt: durch eine Interaktion von Banken und Unternehmen, die zu Investitionsprozessen führen, die mit einer Geldausgabe beginnen und die einen kontinuierlichen Amortisationsprozeß nach sich ziehen und dem Komplement der Wiedererwirtschaftung des ausgegebenen Geldes auf dem Warenmarkt und nicht durch eine elementare Interaktionsfigur – dem Tausch – den man heutzutage höchstens noch auf nichtkommerziellen Basaren anzutreffen pflegt.

Die Konsequenzen für die Markttheorie herkömmlicher Prägung sind nicht wirklich erfreulich. Nicht nur, daß der Arbeitsmarkt seine Stellung als eigenstänger Markt verliert, sondern auch die Erkenntnis, daß es auf dem Gütermarkt nicht primär um die Befriedigung individueller Interessen geht. Natürlich wird auf den Arbeits- und Gütermärkten gefeilscht was das Zeug hält, für die Frage, auf welchem Niveau sich das gesamtwirtschaftliche Aktivitätsniveau einpendelt sind derartige Aspekte lediglich sekundär, weil sich dadurch der zentrale Mechanismus, der aus der Kruschwitz-Investition besteht, überhaupt nicht aushebeln läßt.

Man mag eine gewisse Trauer dabei empfinden, daß die Vorstellung vom Konsum als Endzweck ökonomischen Handelns einer nüchternen Kalkulation über den monetären Ertrag einer Investition weichen muß – aber Märchen sind ja auch nur dazu da, um Emotionen zu befriedigen.

43 Kommentare

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43 Antworten zu “Nachgedacht: monetäre Markttheorie

  1. >>>>Man mag eine gewisse Trauer dabei empfinden, daß die Vorstellung vom Konsum als Endzweck ökonomischen Handelns einer nüchternen Kalkulation über den monetären Ertrag einer Investition weichen muß

    Und für diesen monetären Ertrag gibt es gesamtwirtschaftlich eine so einfache wie zwingende Formel:

    Gewinn = Nettoinvestitionen plus Unternehmerkonsum
    minus Geldvermögensbildung* der Nichtunternehmer

    weiterhin besteht der monetäre Einfluss darin, wie sich die PLÄNE für Geldvermögensbildung (Kaufsalden) der Wirtschafter darstellen. Bei Zwangsinvestitionen ins Lager ist nun mal Abschwung, es ist einfach, eventuell zu einfach.

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  3. Frankie (f.k.a.B.)

    Es gibt die schöne Definition: „Ökonomie ist die Überwindung von Knappheit“. Das stimmt dann ja so nicht mehr, wenn der Finalzweck die „monetären Erträge aus Investitionen“ sind. Auch recht, und obiger Lehrsatz muss modifiziert werden zu „Ökonomie ist der Prozess zur Überwindung von Knappheit“. Für diesen Prozess ist die Investition unabdingbar, und die erfolgt nur, wenn durch sie ausreichend Schuldendeckungsmittel erwartet werden können. Und die Überwindung von Knappheit selbst, der Konsum, ist dann ein quasi ausser-ökonomisches Ereignis.

    • Ich würde eher sagen, daß die Möglichkeit zu Konsumieren eine nützliche Begleiterscheinung des monetären Prozesses ist. Denn auch die Motivation zur Erzielung von Gewinn ist ja mittelbar davon getragen das Geld auch wieder ausgeben zu können – oder auch nicht. Es geht eher darum, daß der Gradmesser von Erfolg oder Mißerfolg nicht die Nützlichkeit des Produktionsergebnisses ist, sondern die Jahresbilanz – wie auch immer diese zustandegekommen ist.

      Von daher gefällt mir Ihre Formulierung recht gut, weil sie nicht darauf abstellt, das Finanzsystem als Mittel zum Zweck zu interpretieren, sondern vielmehr das (eigentliche) Mittel als Zweck hervorhebt und der eigentliche Zweck lediglich mittelbar quasi als „Restgröße Konsum“ mit anfällt. Das hängt auch damit zusammen, daß Geld als Erfolgskriterium unternehmerisches Handeln überhaupt erst bewertbar macht, indem es die Ökonomie von den Nützlichkeitserwägungen des einzelnen Individuums befreit und in diesem Sinne die Veranstaltung Ökonomie soweit dekomplexiert, daß sie überhaupt funktionsfähig wird. Das verweist auch auf die Fähigkeit von Sozialsystemen sich funktional ausdifferenzieren zu können, so daß eine Überflutung mit Informationen, die zu einer Handlungsunfähigkeit des ökonomischen Systems führen könnte (die DDR hat das ja mit ihrem System der material-technischen Versorgung versucht) vermieden wird.

      Ob das mit der Überwindung der Knappheit noch so richtig ist würde ich mal ein bißchen in Frage stellen, weil ja Heerscharen von Menschen sich damit beschäftigen dem Einzelnen zu suggerieren, er müsse eine Knappheit verspüren. Denn in Werbeabteilungen wird versucht Knappheit zu erzeugen – damit die Schuldendeckung funktioniert.

    • >“Ökonomie ist der Prozess zur Überwindung von Knappheit”>. Ja wie denn, was denn? Von welcher Knappheit sprechen Sie denn? Wer Naturstoff wie Holz, Tiere oder Früchte knapp empfindet, soll in den Urwald gehen, dort findet er sie im Überfluss. Nicht anders steht es mit Rohstoffen, ja selbst mit Menschen – wohin man blickt: Überfluss! Wie kommen die Ökonomen dazu so penetrant von Knappheit zu faseln? Was meint man denn damit? Meint man etwa die Knappheit, die der Einzelne empfindet angesichts seiner erbärmlichen Nacktheit? Also: die Knappheit an Eigentumsrechten wie sie seit je einen Grossteil der Menschen erfasst? Ja, dann sollte man von Verteilung sprechen und die fällt bekanntlich nicht vom Himmel. Aber das meinen die Ökonomen nicht. Über Eigentumsrechte spricht man in dieser Zunft nicht gerne, und schon gar nicht darüber, dass manche oder viele Menschen diese als sehr knapp empfinden. Nein, es geht um eine gegebene Ausstattung von Eigentumsrechten, die nun – eben weil sie gegeben ist – maximal vernutzt werden soll und in diesem Sinne knapp ist. Effizienz meint man, nicht Knappheit! Man kleidet es nur in diesem Begriff um das Leid der an Eigentumsrechten Knappen besser ertragbar zu machen. Um die Eigentumslosen zu trösten, so als ob ihr Zustand der Knappheit ein Naturzustand wäre.

      Also, formulieren wir es um: Ökonomie ist der – auf einer gegebenen Ausstattung von Eigentumsrechten fussende – Prozess zur maximalen Vernutzung eben jener Rechte. Nur: Was soll denn der Eigentumslose optimieren? Welche Rechte hat er denn der Rechtlose? Er hat nichts ausser seiner Person, seiner Arbeitskraft. „Macht nichts!“, schreit der Ökonom, „dann optimiert er eben sich und seine Arbeit so wie der Eigentümer seine Rechtstitel.“ Und schon sind wir drinnen in der bürgerlichen Ökonomie, wo die Ich-AG direkt neben Siemens steht. Aber, wen stört`s denn, wenn man die Plattitüden von der Knappheit weiter lehren darf? Immerhin: Es macht uns gleich, uns alle zu Bürger, wenn wir uns nackt und kanpp empfinden dürfen. Die Wahrheit ist: Alles ist eine Frage der Verteilung der Eigentumsrechte, wer reich geboren ist, wird es bleiben, wer arm ist, soll sich damit trösten. Er wird ein Leben lang seine Arbeitskraft im Dienste der Eigentumsrechte anderer vernutzen und er soll dieses Geheimnis am besten bis in das Grab mitnehmen. Es geht nicht um Ökonomie, es geht um bürgerliche Ökonomie, um den Effizienzwahn einer Epoche, der nicht davor zurückschreckt Menschen unter Maschinen zu stellen. Der mehr an Menschenblut verdampfen lässt als jede andere Epoche davor. Nur weiter so, meine lieben Herren Ökonomen! Siemens wird s ihnen danken.

      PS: Das ist kein persönlicher Angriff gegen irgendjemanden, es ist nur ein Anstoss: endlich sinnlose Begriffe wie „Knappheit“ zu überwinden.

      • „Ökonomie ist der – auf einer gegebenen Ausstattung von Eigentumsrechten fussende – Prozess zur maximalen Vernutzung eben jener Rechte.“

        Sehen Sie, das ist genau der Ansatz der neoklassischen Theorie, das Aktivitätsniveau einer Ökonomie auf die Erstausstattungen zurückzuführen. Schon erstaunlich, daß auch Sie anfangen neoklassisch zu argumentieren. Und wenn man so argumentiert ist auch der „Tausch“ Arbeitszeit gegen Lohn davon geprägt, daß damit einem Gerechtigkeitsideal gehuldigt wird. Marx wußte das noch!

      • Frankie (f.k.a.B.)

        Ich verstehe nicht, wie ein vergleichsweise eindeutiger Begriff wie „Knappheit“ solch zornige Einlassung herbeiführen kann. Natürlich ist Knappheit der beste Begriff, mit dem beschrieben werden, wie der Mensch tagtäglich sein Überleben organisieren muss: im Kampf gegen die Knappheit von Gütern. Das wird immer so sein, in einem ganz materialistisch, ja schon fast physiklasichen Sinne, auch in einer Welt, in der es keine Eigentumsrechte gäbe, mit denen die Verfügungsmöglichkeit über Güetr eingehegt ist.

        • Es ist vergleichsweise unerheblich, ob der Begriff „Knappheit“ irgendwelche zornigen Einlassungen hervorbringt oder nicht.

          Viel interessanter ist doch, wie mit Knappheit umgegangen wird, denn sobald irgendein Gut nicht mehr „frei“ im Sinne von für alle in ausreichender Menge verfügbar ist, stellt sich das Problem, wie damit umgegangen werden soll. Ich habe noch gelernt, daß es bei Gütern, die in diesem Sinne nicht „frei“ sind einen Mechanismus geben muß, wie das knappe Gut bzw. die Ressource „verteilt“ werden soll. An dieser Stelle kommt nämlich der Markt ins Spiel, weil auch die Verteilung nach Zahlungswillig- und -fähigkeit nichts anderes ist, als ein Rationierungsregime, welches allgemein regelt, nach welchen Kriterien einem Individuum eine Einheit dieses Gutes zur Verfügung steht oder eben nicht. Ein Markt ist in dieser Sichtweise ein Verteilungsmechanismus, welcher den Zugang zu (knappen) Gütern anhand der Zahlungsfähigkeit regelt. Und nur Güter die knapp sind und von deren Nutzung jeder ausgeschlossen werden kann, erzielen einen positiven Preis.

          Die Verfahrensweisen, wie mit Knappheit umgegangen wird sind durchaus vielfältig – die Rationierung nach Zahlungsbereitschaft ist nur eine von vielen. Was es jedoch nicht geben kann ist eine rationierungsfreie Wirtschaft, denn der Gegensatz zwischen Erzeugung und Verbrauch läßt sich mit noch so vielen Worten nicht wegdiskutieren.

  4. >Schon erstaunlich, daß auch Sie anfangen neoklassisch zu argumentieren.> Ich halte das eher für einen Zufall, wenn sie mich fragen, denn ein Kenner der Neoklassik bin ich nicht. Ausserdem ist der Bergiff „Eigentumsrecht“ ein gesellschaftlicher und verweist auf die Existenz eines „Produktionsverhältnisses“ (K.Marx), während die Argumentation der Neoklassik doch sehr stark an der Gebaruchswertseite der Waren orientiert ist. Mit einem Wort: Mit der Betrachtung des Naturprozesses wird man mich nicht locken können, ganz einfach, weil es gesellschaftliche Verhältnisse sind, in der dieser Naturprozess zu jeder Zeit eingebunden ist. Die Neoklassik ist gänzlich inakzeptabel, ganz einfach, weil sie vom Gegenstand der Untersuchung: dem Kapitalismus, abstrahiert.

    PS: Das Problem der bürgerlichen Ökonomie liegt letztendlich darin, dass sie kein Bewusstsein für Wandel hat. Die Zeit steht still in diesem Gebilde, wenn überhaupt ist es konstruierte, „synthetische“ Zeit, die hier betrachtet wir. Damit platziert sich die bürgerliche Ökonomie ausserhalb ihrer eigenen Gesellschaftswiissenschaften, die allesamt historisch waren. Wie es soweit kommen konnte, steht in den Sternen. Bekanntlich konnte man ja in der Soziologie eine ähnliche Entwicklung – weg von tatsächlichen, historischen Zeit – beobachten…..

  5. Das Gerechtigkeitsideal? Wie soll das im Tausch existieren? Marx wollte doch nicht den Tausch heilig sprechen, sondern unter der Annahme, dass der Tausch heilig wäre, zeigen: dass dann noch lange nicht alles zum Besten steht in der „Besten aller Welten.“ Er wollte den ganzen Zynismus dieser Verhältnisse verdeutlichen, die Unmöglichkeit, das durchzusetzen, was sich diese Gesellschaft auf die eigenen Fahnen heftet: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, kurzum: das, was diese Gesellschaft selbst „Gerechtigkeit“ nennt. Dass mit jedem „freien“ Lohnarbeiter in dieser Welt zugleich die Unfreiheit geboren wird, das war sein Ziel! Es tut weh, wenn man ihn zu einem Huldiger eines Gerechtigkeitsideals stempeln will. So dumm und schlicht war der gute Mann nicht.-)

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  7. felsberger2012

    >Natürlich ist Knappheit der beste Begriff, mit dem beschrieben wird, wie der Mensch tagtäglich sein Überleben organisieren muss: im Kampf gegen die Knappheit von Gütern.> Ach so: Sie meinen also, dass der Eingeborenenstamm in Amazonien unter Knappheit leidet? Knappheit von was denn? Wasser, Holz, Früchte, Tiere, Grünzeug? Lachhaft! Und was schliessen sie daraus? Warum leidet der Bürger, der in einer tausendmal reicheren Welt lebt unter Knappheit, und der Eingeborene nicht? Kann es sein, dass dieses merkwürdige Ergebnis mit Ihren Begriffen zusammenhängt? Mit der Art wie sie Kapitalismus beschreiben? Das Knappheitsempfinden ist das Phänomen einer Epoche und hat nichts mit anderen Kulturen gemein. Mich stört einfach, wenn Begriffe, die ganz offensichtlich kulturell sind, über die ganze Menschheit ausgedehnt werden. Nach dem Motto: „Ökonomie heisst Umgang mit Knappheit.“ Was soll das? Das hat Null Sinn. Dann sagen Sie wenigstens. „Kapitalistische Ökonomie, bürgerliche Ökonomie heisst Umgang mit Knappheit“, um sie zeitlich abzugrenzen. Einfach gesagt: Wenn sich jemand schon als Kritiker der Neoklassik versteht, dann sollte er wenigstens respektieren, wo die Neoklassik tatsächlich massiv zu kritisieren ist – der naturellen, „übergesellschaftlichen“ Verwendung von Begriffen wegen, dass sie z.B. Arbeit sagt und Lohnarbeit meint. Stattdessen wird hier wieder in das gleiche Horn geblasen und von Knappheit als Naturphänomen gesprochen. Kann man machen, kein Problem, nur sollte man sich dann nicht als Kritiker der Neoklassik verstehen. Man übernimmt ihre Muster, ihre Denkweise: Man redet über den Menschen an sich als ob er ein zeitloses Tier wäre.

  8. felsberger2012

    >Viel interessanter ist doch, wie mit Knappheit umgegangen wird, denn sobald irgendein Gut nicht mehr “frei” im Sinne von für alle in ausreichender Menge verfügbar ist, stellt sich das Problem, wie damit umgegangen werden soll>

    Und warum ist ein Gut nicht mehr „frei“ und für alle verfügbar? Weil es durch Eigentumsrechte eingegrenzt wurde, weil es – wie es in den Bauernkriegen hiess – „eingehegt“, eingezäunt wurde. Bevor etwas knapp wird, muss es durch Eigentumsrechte monopolisiert sein. Ansonsten wird es nicht knapp.

    >Ich habe noch gelernt, daß es bei Gütern, die in diesem Sinne nicht “frei” sind einen Mechanismus geben muß, wie das knappe Gut bzw. die Ressource “verteilt” werden soll.>

    Sie sagen nichts anderes als: dass durch Privateigentum eingehegte Güter dann effezient verarbeitet werden. Gut, so ist es, so arbeitet Kapitalismus. Ich ziehe nur vor: dafür nicht das Wort „Knappheit“ zu verwenden sondern „Effizienz“. Es bringt die Sache besser auf den Punkt.

    >Was es jedoch nicht geben kann ist eine rationierungsfreie Wirtschaft, denn der Gegensatz zwischen Erzeugung und Verbrauch läßt sich mit noch so vielen Worten nicht wegdiskutieren.>

    Wie kommen sie auf so etwas? Die Menschheit hat Jahrtausende ohne Rationierung gelebt. Auf der allgemeinen Zeitskala: 98% ihrer Existenz. Erschreckend, was sich Ökonomen zusammenreimen!

  9. felsberger2012

    Alles was ich sagen will: wenn man die Neoklassik tatsächlich kritisieren will, dann wird man ihr Verfahren vom „Menschen an sich“ zu sprechen, von der „Ökonomie an sich“, von der „Arbeit an sich“, „von der Knappheit an sich“ ohne die historischen Formen zu beachten, die diese Katagorien annehmen können, nicht einfach respektieren können. Ich weiss, dass Ökonomen das im Regelfall egal ist. Sie sprechen vom Kapitalismus als ob er ein Naturereignis wäre, sie sprechen vom „Menschen“ als ob er zu allen Zeiten der Gleiche wäre. Man braucht nur die selbsternannten Kritiker der Neoklassik lesen um zu sehen, dass sie sich genau in diesem Punkt kritiklos der neoklassischen Sichtweise anschliessen: Der Mensch als ewige Kategorie. Und das ist auch der Grund, warum alle Kritik der Neoklassik bis heute im Nichts verpufft: Wenn man den „Menschen an sich“ als Präposition akzeptiert, akzeptiert man auch den „Tausch an sich“. Man wird schon von Eigentumsrechten reden müssen um die Neoklassik ins Herz zu treffen. Denn hier hört sich die Kinderei der „Ewigkeit“ auf.

  10. Frankie (f.k.a.B.)

    @felsberger

    „Ach so: Sie meinen also, dass der Eingeborenenstamm in Amazonien unter Knappheit leidet? Knappheit von was denn? Wasser, Holz, Früchte, Tiere, Grünzeug? Lachhaft!“

    Schon hier beginnt unser Dissens: natürlich ist auch „der Eingeborene“ im Dschungel mit Knappheit konfrontiert, wie auch der Inuit ist und der nordamerikansiche Indianer war und es der Buschmann in der Kalahari ist. Das ist doch völlig klar. Die Vorstellung, diese Menschen würden in den jeweiligen Habitat paradiesisch leben, wo sie aus der Hängematte raus die nächste Papaya greifen können, wenn sie Hunger haben, ist so rührend vorgestrig romantisch und so krass daneben. Spannend ist natürlich eine Diskussion über Eigentumsrechte und Allmende-Vermachtung schon.

  11. felsberger2012

    @ Frankie

    >Schon hier beginnt unser Dissens: natürlich ist auch “der Eingeborene” im Dschungel mit Knappheit konfrontiert, wie auch der Inuit ist und der nordamerikansiche Indianer war und es der Buschmann in der Kalahari ist. Das ist doch völlig klar.>

    Schauen Sie: Wie soll ein Volk „Knappheit“ kennen, wenn in seiner Sprache nicht einmal ein Begriff dafür existiert? Ich bin kein Anthropologe, aber das Wenige, was ich gelesen habe, deutet drauf hin, dass unsere Vorstellung von „Wirtschaften“ in solchen Stämmen völlig unangebracht ist. Es geht dort nicht um Rationalität, Effizienz und Knappheit, sondern hauptsächlich um „Ehre“, manchmal auch um Religion, Schuldempfinden und Rache. „Völlig klar“ ist aus meiner Sicht nur: dass die Rationalitätskriterien der Moderne auf diese Stämme nicht übertragbar sind. Mag ja sein, dass Sie einen Wilden als nackt und knapp an Gütern empfinden, er sich selbst sicher nicht!

    • Vandermonde

      Knappheit im Sinne der eingeschränkten Verfügbarkeit liegt natürlich in allen Gesellschaftssystemen vor. Schon alleine deswegen, weil i.a. die meisten Dinge einer „Produktion“ unterliegen, sowohl im Sinne einer zeitlichen Differenz zwischen Input und Output als auch im Sinne von Know-How und Fähigkeiten, die zur „Produktion“ notwendig sind. Dazu gehört, dass nicht jeder und jede alles gleichermaßen beherrscht und außerdem in vielen Bereichen koordinierte soziale Gruppenleistungen nötig sind, um bestimmte Ergebnisse zu erhalten (z.B. bei einer Treibjagd).

      Der primäre Unterschied zu westlichen Industriegesellschaften liegt eher in den sozialen Verteilungsschlüsseln (das ist das was Sie eigentlich ansprechen) und dem tatsächlichen Erleben von Knappheit als etwas natur- oder gottgegebenem (Jagdglück etc.).

  12. Frankie (f.k.a.B.)

    @felsberger

    Ich weiss nicht was ein „Wilder“ ist.

  13. felsberger2012

    Es ist doch im Grunde immer dasselbe: Die jungen Leute fangen mit dem Ökonomiestudium an ohne ein Wissen von Geschichte zu haben. In dieses Vakuum stossen dann die Professoren hinein, die den jungen Studenten anstatt eines umfassenden Bildes der Gesellschaft ein Diagramm zeichnen. Und schon nimmt das Elend seinen Lauf, denn um wieviel einfacher ist es Ökonomie mit Diagrammen zu lernen als mit Geschichte? Und dann, wenn diese Leute mal 30 oder 40 sind, fangen sie ihrerseits wieder an die ganzen Irrtümer weiterzugeben. Es ist einfach hoffnungslos, solange die Ökonomie als isolierte Wissenschaft dasteht. Sie wird ihre eigene Sprache entwickeln ohne Bezug zur Geschichte und zur Gesellschaft – und niemand wird sie verstehen. Aber das macht ja den Ökonomen bekanntlich nichts.-)

  14. Konstanz Vogel

    Hallo Herr Menendez
    Mitgedacht:

    „Das ist deswegen der Fall, weil der Markt zur Erwirtschaftung des Schuldendeckungsmittels …darüber entscheidet…“

    Sind es nicht konkret die Vertreter der „Geldvermögensinteressen“, die darüber entscheiden, „wie hoch die Investitionsbereitschaft (und damit der Grad der Ökonomisierung der Ressourcen) der Gruppe der Unternehmer ist.“? Markt ist doch die Bezeichnung für das Modell und nicht für ein entscheidungsfähiges Subjekt. Außerdem ist „…das Marktmodell als Funktionsvorstellung für die Analyse gesamtwirtschaftlicher Bedingungen offenbar schlichtweg ungeeignet … und (sollte) eher als allegorisches Propädeutikum angesehen werden …, als als ernstzunehmende Funktionsbeschreibung.“ (Soffisticated 🙂 )

    „Es ist damit das Zusammenspiel beider Märkte, welches darüber bestimmt wie hoch der Auslastungsgrad einer Ökonomie ist.“

    Sind es nicht konkret die „Geldvermögensinteressen“, deren Budgetbeschränkungen, deren Sparquote und die Erwartungshaltung der Akteure, diesen Interessen, im Sinne einer Rendite, gerecht zu werden und das Ausmass der Budgetbeschränkungen bei den Konsumenten einerseits und die Sparquote andererseits, wiederrum beeinflusst durch subjektive Erwartungen bezüglich der Einkommen, deren Höhe wiederrum, die die Investitionsbereitschaft beeinflussen („insofern als zum einen Aktionen des einen Pols direkte Rückwirkungen auf den anderen Pol des Systems ausüben“), die über den Auslastungsgrad einer Ökonomie entscheiden? Das Sparvolumen beider steht nicht für den Konsum zur Verfügung wird aber zum renditesuchendem Geldvermögen.
    Diese, (die Zukunft betreffenden), Erwartungen, spielen sich nicht etwa innerhalb der Gütersphäre und der Knappheit an Sachen oder Leistungen ab, sondern innerhalb der Geldsphäre, dessen Ressourcenknappheit willkürlich durch Formulierung solcher Spielregeln hergestellt wird, die die Knappheit bedingen. Zahlungsmittel sind in beliebigen Mengen „herstellbar“ auch ohne soweit zu gehen wie z.B. Karl-Heinz Brodbeck der Geld als Denkform bezeichnet. Die Gütersphäre als Schleier über der Geldsphäre?

    „…daß die Vorstellung vom Konsum als Endzweck ökonomischen Handelns einer nüchternen Kalkulation über den monetären Ertrag einer Investition weichen muß…“

    Nichtsdestotrotz kommt es zu keinem Ertrag aus der Warenproduktion ohne schlussendlichem Konsum. Nur steht die Bedürfnisbefriedigung nicht im Mittelpunkt der Investition, die rein auf eine Renditeerwartung ausgerichtet ist (welche Investition wird aufgrund eines vorausgesagten Verlustes getätigt?), sondern ist notwendiges „Übel“. Von der anderen Seite aus betrachtet kann nur das konsumiert werden was die „nüchterne Kalkulation“ überstanden hat und die Renditeerwartung erfüllt. Daraus stellt sich, in Hinblick ob überhaupt investiert wird, die Frage, wann und wo der Preisfindungsprozess stattfindet, ist doch eine Kalkulation einer Rendite erst möglich, wenn die Ware bepreist wird und ein erwartetes Absatzvolumen zu diesem Preis angenommen wird.
    Um dieses notwendige Übel zu eliminieren scheint es zur reinen Finanzialisierung Rendite erwartender Aktivitäten zu kommen und zu einer Einbeziehung bisher noch nicht zur Ware gewordenen bestehender Bereiche der Natur und des Sozialen. Nicht um die Versorgung zu verbessern, sondern um als Basis für „Geldvermögensinteressen“ nutzbar zu werden. Damit scheint es möglich ohne Investitionen in die Güterwirtschaft die Renditeerwartungen zu erfüllen. Die Rendite, das über das eingesetzte Ausmass an Zahlungsmittel hinausgehende Mehr, der Ertrag aus dem eingesetzten Kapital, entstammt aus dem gleichen Zahlungsmittelbestand aus dem z.B. sich die Zinserwartung der Banken erfüllt. Dabei kommt es grossteils zur Umverteilung von amateurhaften Akteuren zu den professionell in der Finanzwirtschaft Tätigen oder aus Zahlungsmittelemissionen durch Netto-Neu-Kreditaufnahme Privater oder von Staatsvertretern.

    „Begreift man also Marktwirtschaft als ein monetäres System, dann handelt es sich hierbei um eine Rückkoppelungsschleife, bei der es einen unabhängigen Pol und einen abhängigen Pol gibt. Der unabhängige Pol ist die Seite der Investition, die abhängige Seite ist die Seite der Einkommensverwendung, weil diese erst entsteht, wenn investiert worden ist.“

    Investiert wird aber nur, wenn ein bestimmter Absatz, ein Konsum aus den Einkommen erwartet wird. Insofern sind beide Pole voneinander abhängig.

    „…das heißt aber wiederum, daß auf der einen Seite die Investition die zentrale Bestimmungsgröße für das Einkommen darstellt…“

    Selbst dann, wenn die Investition in die Finanzwirtschaft fließt, Renditen sind auch Einkommen.

    „…durch eine Interaktion von Banken und Unternehmen…“
    Durch eine Interaktion von Banken und Investoren?

    Meiner Ansicht nach kreisen die Überlegungen um das Mittel zum Zweck, dem Zahlungsmittel, was nicht verwunderlich ist, ist das Thema doch die Beschreibung eines monetären Systems, nur welchen Zweck sollen diese Aktivitäten ums Geld eigentlich haben?

    • Vandermonde

      Sie sind zwar voneinander abhängig jedoch in zeitlicher Differenz. Aus diesen Grund ergibt sich die unabhängige und die abhängige Variable. Die Investition und die damit zusammenhängende Kalkulation basiert also auf zukünftigen Einschätzungen bezüglich der Kosten und des Umsatzes bzw. der zu erwartenden Rendite.

      Ich würde allerdings die Trennung in abhängig/unabhängig eher als modellhafte Vereinfachung betrachten, da in der Realität die Gegenwart und damit die „abhängige“ Einkommensverwendung natürlich die „unabhängigen“ Investitionseinschätzungen beeinflußt.

      • Konstanz Vogel

        Vandermonde
        6. Oktober 2014 um 13:15

        Im ersteren Fall (unabhängig/abhängig) besteht ein linearer Zusammenhang, in dem anderen Fall ein zirkulärer. Aus der ersten Annahme kann eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitk die Folge sein, aus der zweiten eine nachfrageorientierte.

        Sind die Beziehungen zirkulär, treten die Erwartungshaltungen beider Seiten in den Vordergrund. Damit ist die Psychologie der Menschen das Thema: Erwartungshaltungen sind Annahmen über die Zukunft, die aufgrund des derzeitigen Wissenstandes getroffen werden. Nimmt man den derzeitigen Wissenstand (Gegenwart) als Basis, wird unter Einbeziehung der Erfahrung (Vergangenheit), die Entwicklung in der Zukunft angenommen. In die Überlegung werden Einflussfaktoren nur dann einbezogen, wenn sie aus der Vergangenheit bekannt sind. Die Zukunft ist unter diesen Umständen eine modifizierte Vergangenheit. Die Vergangenheit ist auch durch Wirtschaftstheorien geprägt.

        Davon unterschiedlich ist das was unter Utopie verstanden wird. Hierbei wird, soweit es möglich ist – das Bewusstsein ist durch Erfahrungen geprägt, die Vergangenheit kritisch hinterfragt und ein ihr unähnliches Bild für die Zukunft gedacht.

      • Konstanz Vogel

        Rückkopplungseffekte zwischen Arbeitsangebot und Nachfrage:

        „Denn hier ergibt sich aus der Veränderung der einen Marktseite (also z.B. des gesamtwirtschaftlichen Arbeitsangebots) über die Wirkungen, die das auf die anderen gesamtwirtschaftlichen Märkte (z.B. den Gütermarkt) hat, immer ein Rückkoppelungseffekt auf die jeweils andere Marktseite (also die gesamtwirtschaftliche Arbeitsnachfrage des fälschlicherweise isoliert betrachteten Arbeitsmarktes).
        Bildlich gesprochen: Die Bewegung von einem auf dem Markt realisierten Punkt (eine bestimmte Kombination von Lohn und Beschäftigung) zu einem anderen Punkt führt automatisch dazu, dass sich gleichzeitig die Lage der Angebots- und der Nachfragekurve verändert.“
        http://www.flassbeck-economics.de/bontrup-erwiderung-die-dritte-kann-arbeitszeitverkuerzung-die-knappheit-des-produktionsfaktors-arbeit-erhoehen/

      • Konstanz Vogel

        Und noch einmal Flassbeck. Diesmal über die „zentrale Rolle“ des Geldes in unserem Wirtschaftssystem. Für ihn ist es auch kein Schleier.:

        http://www.flassbeck-economics.de/abo-artikel-unser-geldsystem-xxvii-das-papiergeld-wirtschaftliche-entwicklung-und-die-regulierung-des-finanzsektors/

      • Konstanz Vogel

        So könnte man es auch ausdrücken:

        „‘dass man das Sozialprodukt erst erwirtschaften müsse, bevor man es verteilen kann’.
        So wie man erwirtschaften muss, um zu verteilen, so muss man verteilen, um zu erwirtschaften.“
        http://www.flassbeck-economics.de/leserbrief-der-ignorante-unsinn-im-normalen-wahnsinn/

        • Das ist die Geschichte, die in dem Jesse James Post dargestellt ist: die Verteilungsquoten für das Projektergebnis werden vorab festgelegt und dann eingelöst, wenn die Beute feststeht. Diese Vorab- Verteilung ist das, was das Geldsystem ausmacht. Nur: die Vorab-Verteilung muß beim Geld nicht eingehalten werden. Die Ware ist zwar da, aber die Nachfrage kann fehlen.

          Die Frage ist immer WAS erwirtschaftet werden muß: Geld oder Güter. Im Kapitalismus lautet die Antwort: das Geld, also die Verteilung a priori. Um die Verteilung von Gütern geht es im Kapitalismus nie!

      • Konstanz Vogel

        @soffisticated
        „Um die Verteilung von Gütern geht es im Kapitalismus nie!“

        „ismus“: bezeichnet etwas, das die Eigenschaft des im Basiswort inhaltlich Ausgedrückten hat.

  15. Pingback: Nachgedacht: monetäre Markttheorie

  16. Vandermonde

    @soffisticated

    Ganz allgemein gefragt: was halten Sie eigentlich von den Ansätzen von Herrn Stephan Schulmeister?

    Realkapitalismus und Finanzkapitalismus – zwei „Spielanordnungen“ und
    zwei Phasen des „langen Zyklus“ (http://stephan.schulmeister.wifo.ac.at/fileadmin/homepage_schulmeister/files/Real-_Finanzkapitalismus_11_13.pdf)

    Zwar bleibt die Analyse irgendwo unscharf, aber sie erinnert mich in ihrer Grundkonzeption an die Unterscheidung zwischen Kreditsphäre und Realgütersphäre auch wenn Schulmeister (wie mir scheint) Realkapitalismus und Finanzkapitalismus eher als soziale Kategorie betrachtet. Nichtsdestotrotz könnte man das als eine Art qualitative Unterscheidung der Art und Weise der (Kredit-)Investitionen betrachten (so wie es auch Prof. Werner andenkt).

  17. felsberger2012

    Herr Vogel!

    Keine Gesellschaft kann Hemden verteilen, die sie nicht zuvor produziert hat. Und jede Gesellschaft wird diesen Prozess arbeitsteilig lösen, indem die einen Baumwolle ernten, die anderen die Stoffe produzieren, die Dritten die Nähmaschinen schaffen, mit deren Hilfe dann die Hemden genäht werden. Was aber der Kapitalismus als historisch neue Formation kann, ist: die Arbeitskraft als Gläubiger einzubinden, indem er den Arbeiter mit einem Dokument entlohnt, einem Schuldschein, der ihn zum Kauf des Hemdes berechtigt. So sammeln die Arbeiter auf allen Stufen, der Baumwollernte, der Stoff-, der Nähmaschinen- und der Endproduktion, die Schuldscheine ein, die uns als Geld erscheinen, und kaufen auf der letzten Stufe die Hemden, durch das sie die Unternehmen als Schuldner entbinden. Niemand interessiert das Vorprodukt, die Vorleistungen und die Investionsgüter, alle – Kapitalisten wie Arbeiter – spitzen auf die Hemden. Und diese werden dann entsprechend der Schuldscheine verteilt und das Gläubiger-Schuldner-Verhältnis letztendlich aus der Welt geschafft. Die Marx`sche Relation Geld-Ware, die den Kauf der Arbeitskraft signalisiert, ist daher in Wahrheit ein offenes Schuldverhältnis zwischen dem Arbeiter als Gläubiger und dem Kapitalisten als Schuldner. Das Geld ist das Dokument, das diesem Gläubiger-Schuldner-Verhältnis seinen Namen gibt. Wenn die Ökonomen nicht in der Lage sind, zwischen Produktion und Verteilung zu unterscheiden, dann heisst dies nur: dass sie diesen Doppelprozess zwischen physischer Produktion und Verschuldung nicht sinnvoll denken können. Das ist aber schon alles. Ich halte nichts davon aus den einfachsten Sachen ein Mysterium zu machen.

    Alfred Felsberger

    • Konstanz Vogel

      Hallo Herr Felsberger
      Lassen Sie mich darstellen, wie ich das was Munir Lohff schreibt und in dem Satz endet: „So wie man erwirtschaften muss, um zu verteilen, so muss man verteilen, um zu erwirtschaften“, verstehe.

      Erst erwähnt der Autor des Satzes die gegenseitige Verbindung aller Menschen, die einander wechselseitig beeinflussen (der Mensch als soziales Wesen). Dann weist er darauf hin, dass niemand allein in den Wald geht um ein paar Hemden zu erjagen, sondern Hemden arbeitsteilig hergestellt werden, so wie Sie es beschreiben und, füge ich hinzu: an der Herstellung sind nicht nur die direkt Beteiligten beteiligt, sondern auch viele, die z.B. erst die Voraussetzung, möglicherweise unentgelt(d)lich, schaffen, damit Manche Hemden produzieren können. Es ist ein verwobenes System gegenseitiger Abhängigkeiten und keine Leistung eines Einzelnen, der dann von oben herab, generös darüber endscheidet, ob und wie die Hemden an die Beteiligten verteilt werden. Danach folgt die Aussage: „…dass man das Sozialprodukt (sic!) immer erst verteilen muss, bevor man es erwirtschaftet“. Was Munir Lohff als Sozialprodukt bezeichnet ist allerdings nicht klar. Sind es die Hemden, usw…., oder wechselt er zum Verteilungsmedium „Geld“?

      Mit den „Hemden“ würde der Satz lauten: So wie man Sachen und Leistungen erst herstellen und zur Verfügung stellen muss, um sie anschließend zu verteilen, so muss man erst die Sachen und Leistungen verteilen, um sie her- und zur Verfügung stellen. Wobei bei der zur Verfügung Stellung von Leistungen, die Verteilung gleichzeitig stattfindet. Dahinter könnte der Gedanke an eine Entwicklung stehen, die mit dem Urknall oder der Schöpfung begann und bis heute andauert.

      Setzt man den Begriff „Geld“ ein, so könnte der Satz so lauten: So wie man „Geld“ erwirtschaften muss, um zu verteilen, so muss man „Geld“ erst verteilen, um „Geld“ zu erwirtschaften. Dies ist die Darstellung, wenn „Geld“ erst einmal ins Spiel gebracht worden ist, der gegenseitigen Abhängigkeit zwischen Einnahmen und Ausgaben (die vorher Einnahmen waren um zu Ausgaben zu werden…). Niemand kann also viel einnehmen ohne das andere viel ausgeben.

      „Man kann es sich gerade nicht leisten, so zu tun, als wäre Verteilen (Ausgeben) eine ‘Wohltat’ und als ‘müsse man es sich erst leisten können’. Verteilen (Ausgeben) und Erwirtschaften (Einnehmen) sind und bleiben zwei Seiten einer Medaille. Alles andere ist, im Wortsinne, elementarer Unsinn.“

  18. felsberger2012

    Ja, Herr Vogel, wir sind soziale Wesen. Das ist zu jeder Zeit die Bestimmung des Menschen. Die Tragik ist nur, dass dies heute nicht mehr erkannt wird.

  19. felsberger2012

    Ja, Herr Menendez, es ist das „Jesse James-Beispiel“, nur mit dem Unterschied, dass es Arbeitsteilung als nicht-konstitutiv für den Kapitalismus erachtet. Arbeitsteilung ist eine Form der Organisation des Arbeitsprozesses, die sich bis ins Altertum nachweisen lässt. Man lese bei Aristoteles nach! Konstitutiv für den Kapitalismus sind „vertragsfreie“ Menschen, die über Forderungen und Verbindlichkeiten aneinander gekettet sind, mit der Konsequenz, dass sie ihr Eigenkapital mehren müssen, um dem gesellschaftlichen Zwang der Einordnung ins arbeitsteilige Gefüge zu entgehen. Die „persönliche Freiheit“, die den Menschen in dieser Ordnung geschenkt ist, führt also zum Ergebnis der Reichtumsförderung über Anhäufung von Sachwerten und Horten von Schuldscheinen. Letzteres ist die paradoxe Krisenform dieser Ordnung, weil sie nicht einsehen kann, dass Schuldschein-Akkumulation in letzter Konsequenz die Ordnung zerstört. Es ist eine Gesellschaft mit beschränkter Lebensdauer, die immer wieder zum Kollaps führt, wenn die auf ihren Schuldscheinen Sitzenden die vertraglich fixierte Leistung letztendlich nicht realisieren. Es wird Hass und Unverständnis geschürt, Borniertheit regiert das Leben! Ich bin weit davon entfernt, auch nur irgendetwas an dieser Ordnung zu bewundern…….

    • Das JJ-Beispiel war ja auch dazu da, um den Unterschied von Verpflichtungen (die dann irgendwann zu Geld sublimieren) und Erfüllung der Verpflichtung (wobei das Gold gerade NICHT das Geld darstellt) herauszustellen.

      Auf der anderen Seite bestreite ich ja nicht, daß das Konzept „Arbeitsteilung“ auch irgendetwas mit dem Kapitalismus als Wirtschaftsform zu tun hat. Das ist für mich jedoch eine völlig müßige Beschäftigung, weil es hier darum geht die Konstruktion der Vorstellung von Geldwirtschaft zu entwickeln. Sie können noch 100 Jahre der Neoklassik vorwerfen die Vorgänge des Wirtschaftslebens nicht angemessen erfassen zu können und werden dennoch damit keinen Erfolg haben, genausowenig wie es Erfolg verspricht zu versuchen aus der Wirtschaftsgeschichte Schlußfolgerungen für die Theoriebildung zu ziehen.

      Der Grund für den Erfolg der Neoklassik ist ja nicht ihre „Realitätsnähe“ oder ihre Prognosefähigkeit, sondern die konstruktivistische Argumentationsstruktur, die sie für Argumente aus der „Realität“ unangreifbar macht. (Man kann versuchen nicht daran zu glauben, aber es nützt nichts.) Die einzige Möglichkeit diesem ökonomischen Paradigma (Dies ist übrigens das einzige ernstzunehmende P.) etwas entgegenzusetzen ist die Formulierung eines eigenständigen Paradigmas, welches für meine Begriffe eben an der Kooperation ansetzt, damit Schuldbeziehungen erzeugt deren Verdinglichung das Geld als abstraktes Verteilungsmedium etabliert und somit die Budgetrestriktion einer Gesellschaft nicht mehr aus Nutzenschätzungen abgeleitet werden muß.

      Sobald man also konstruktivistisch an die Sache herangeht wird klar, daß das Festhalten der meisten Ökonomen an der Neoklassik nicht an mangelndem guten Willen hängt, sondern am Fehlen einer Alternative. Und da muß man sich mal was Konstruktives einfallen lassen…

      • Vandermonde

        Sie mögen eine Ausnahme darstellen, aber ich muss zugeben, dass ich am guten Willen vieler öffentlich präsenter Ökonomen zweifle.

  20. felsberger2012

    Ich weiss nicht, ich bin jetzt auch schon eine Zeitlang auf dieser Welt und mein Eindruck ist, dass in Fragen der ökonomischen Theorie unfassbare Ignoranz herrscht. Es ist völlig an der Tagesordnung und ein ganz normaler Vorgang, dass ein Professor für Ökonomie, ein Notenbankpräsident und ein Fondmanager hintereinander der Welt demonstrieren, dass sie keinen Tau davon haben wie Geld und Schuld ineinander greifen. Hochbezahlte Leute, zu dumm und zu desinteressiert, um sich den einfachsten Fragen der Ökonomie zu stellen. Schaumschläger, Selbstdarsteller und Networker, die nur eines gelernt haben: Bei jedem zweiten Satz Keynes, Marx, Hayek oder sonstiges zu sagen. Sie schmücken sich mit grossen Namen um ihre Ignoranz zu kaschieren. Ich bin der Letzte, der diesen Vorgang verharmlosen möchte, weshalb ich alle Versuche, die Existenz der Neoklassik zu begründen, ablehne. Dies zu tun, hiesse nur: den Dummköpfen eine Aufmerksamkeit zu schenken, die sie nicht verdienen.

    • Sie mögen das als Ignoranz ansehen. Es geht jedoch kein Weg daran vorbei zu erkennen, daß es kein vergleichbares akzeptiertes Paradigma gibt, welches auch nur annähernd kompetitiv ist, insbesondere was logische Geschlossenheit, individualistische Gesellschaftssicht und handlungstheoretische Stringenz betrifft. Dagegen muß man erst mal was vorbringen!

      Das hat nichts damit zu tun in irgendeiner Weise die Neoklassik zu rechtfertigen, aber man kann nicht so tun, als wäre die Existenz eines konkurrenzfähigen Paradigmas eine Angelegenheit, die man mit ein paar bloßen Behauptungen erledigen könnte.

      • felsberger2012

        Ich bin kein Ökonom und sehe die Dinge naturgemäss nicht so scharf wie Sie. Ich bin nicht auf der Welt um ökonomische Theorien zu widerlegen, auf so eine Diskussion lasse ich mich gar nicht ein. Mir genügt zum Beispiel der Begriff des „Kapitals“, um die neokalssische Theorie rundum abzulehnen. Ich würde jedem Professor dieser Denkrichtung, der mir begegnet, die simple Frage stellen: „Was verstehen Sie unter Kapital?“. Er kann sich, sofern er sich auf die Neoklassik bezieht, mit seiner Antwort nur blamieren Binnen Kurzem würde sich herausstellen, dass sein Denken nicht um die Bilanz kreist. Niemals würde er antworten: „Kapital ist Eigenkapital.“ Und damit ist für mich der Fall schon erledigt. Da brauche ich kein Gespräch über Tausch, den Arbeitsmarkt, die Investition, und so weiter. Der Herr hat sich von der ersten Sekunde an blamiert. Ein Wort zu Marx: Er wusste, dass das die Schlüsselfrage ist, die Alles-oder-Nichts-Frage, so wie wenn ich eine Frau nach ihrem Alter frage. Er hat sie falsch beantwortet, bitter für ihn, aber andere sind nicht einmal in der Lage die Frage zu stellen. Bis heute nicht, wie wir wissen. Was soll man von Ökonomen halten, die „Kapital“ nicht erklären können? Soll man sich mit denen ernsthaft auf ein Gespräch einlassen? Sie scherzen.-)

      • Vielleicht ergeben sich konkrete Maßnahmen hieraus
        http://www.deutschlandfunk.de/themenwoche-ware-welt-oekonomisierung-und-moralischer-wandel.1184.de.html?dram:article_id=301617
        neues praktisch und institutionell umzusetzen.

        „…welches für meine Begriffe eben an der Kooperation ansetzt, damit Schuldbeziehungen erzeugt deren Verdinglichung das Geld als abstraktes Verteilungsmedium etabliert und somit die Budgetrestriktion einer Gesellschaft nicht mehr aus Nutzenschätzungen abgeleitet werden muß.“

        100% vorschüssiger Kredit bei 100% Tilgung und freiwillige nachschüssige Zinszahlung bei individueller Leistungszufriedenheit nach Umsatz“erlösung“. Realisierung durch zentrale Geldschöpfung als globale Clearingstelle.

      • Vandermonde

        Ich verstehe Ihr Argument der Konsistenz, jedoch muss man konstatieren, dass die zu ziehenden Schlußfolgerungen auf der Basis des Modells, die dann in reale Maßnahmen umgesetzt werden, ja das Problem haben, dass die realen Verhältnisse im Modell nur sehr unzureichend modelliert sind. Die starke Betonung und Tendenz zu deduktiver Argumentation und Herangehensweise in der Ökonomie ist ja eigentlich eine Konsequenz daraus.

        D.h. jedoch, dass die „Übersetzung“ auf reale Verhältnisse bis zu einem gewissen Grad willkürlich bleibt, schon allein deswegen, weil ja schon die Analyse des Ist-Zustandes groben und verfälschenden Abweichungen unterliegen muss.

        Das vermutlich fehlende Bewußtsein für diese Problematik kann man meiner Meinung nach durchaus als ignorant bezeichnen. Vor allem wenn man bedenkt, wieviele Menschenleben von der ökonomischen Theorie und Ideologie abhängen.

        Oder anders gesagt: die Bedingung der Konsistenz ist (vielleicht) notwendig jedoch mit Sicherheit nicht hinreichend. Möglicherweise wird man sich auch mit unvollständigen und vielleicht sogar zumindest teilweise inkonsistenten Modellen zufrieden geben müssen.

        • Sie müssen sich immer fragen, wie Sie die Erkenntnisse, die zu der Vorstellung des „Ist-Zustandes“ geführt haben, gewonnen haben können, ohne eine Theorie darüber zu haben, wie sie die Phänomenologie des „Wahren“ auffassen wollen. Sie können der Frage nicht ausweichen, wie Sie ihre Wahrheit begründen und ohne eine Vorstellung darüber, was Sie für wahr halten wollen können Sie gegen eine (wenigstens) konsistente Theorie nicht antreten.

          Sie müssen das im Grunde so interpretieren, daß Theorie nicht Abbild einer Realität ist, sondern ein Abbild der Vorstellung von Realität. So gesehen müssen auch Sie sich nach der Theorie fragen lassen, mit der Sie ihre Wahrnehmungen strukturieren. Und diese kann logisch konsistent (formulierbar) sein oder auch nicht.

          Es geht also nicht um ein fehlendes Bewußtsein, sondern um die Frage, ob man die eigenen Vorstellungen, die man über die Realität hat, in eine konsistente Theorie packen kann oder nicht. Das Ausspielen von „Realität“ gegen Theorie macht letzten Endes keinen Sinn. Und was „teilweise inkonsistente Modelle“ angeht gilt die alte Erkenntnis aus der Logik, daß aus einer Falschaussage sowohl eine falsche als auch eine wahre Aussage abgeleitet werden kann. Das Problem ist: es gibt keine Möglichkeit zu bestimmen, ob eine derartig gewonnene Aussage wahr oder falsch ist. Keine guten Aussichten…

  21. felsberger2012

    Ich finde zum Beispiel, dass der Herr Buschbeck ein sehr guter Mann ist und sehr viel verstanden hat, von dem andere nur träumen können. Ich verstehe aber auch, dass die Ignoranz der anderen einen ganz schön verbittern kann. Ich selbst habe alles, was ich ökonomisch weiss, von einem Freund gelernt, der dieses Wissen völlig fruchtlos über Jahre mit sich herumtrug. Niemand interessierte es, niemand wollte lernen. Ich war wohl der Erste nach einer langen Zeit, der dankbar war, und das alles aufnahm. Man findet selbst unter Leuten, die gewillt sind zu lernen, genug, die es nicht können. Summa summarum eine fruchtlose Sache und völlig aussichstlos, dass sie zum Mainstream wird. Es ist eine Angelegenheit für Minderheiten. Die wenigen, die wissen, werden sterben ohne Resonanz.-) Man kann`s beheulen, man wird`s nicht ändern.

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