M und Ms

Hotel am DoellnseeIrgendwie meint man ja doch, wenn etwas von einer hochoffiziellen Stelle als richtig und gültig deklariert wird, daß es sich dann um etwas Gesichertes handeln müsse. Das nennt man dann beispielsweise „Gesichertes Wissen“! Ein solches vermutet man dann auch und insbesondere dann, wenn es um die Europäische Zentralbank geht, deren unmittelbares Tätigkeitsfeld ja die Verwaltung der €-Währung in der €-Zone ist, wo man vermuten könnte, daß dort eine zweifelsfreie Definition dessen existiert, womit sie von ihrer Aufgabe her betraut ist: Geld! Deswegen soll es also diesmal um eine Definition gehen: die „Geldmenge“!

Dieser Begriff ist schon deswegen wichtig, weil ja selbsterklärtermaßen ein Großteil der Tätigkeit von Zentralbanken darin besteht die Pegelstände der verschiedenen „Geldmengen“ zu beobachten, um daraufhin sofort bei erkannten Abweichungen zu „makroprudentiellen Maßnahmen“ greifen zu können. Also wird es durchaus erlaubt sein mal einen Blick darauf zu werfen, was das denn ist, was die Aufmerksamkeit von Zentralbankern so fesselt.

Auch wenn Wikipedia in Bezug auf Ökonomie eine vorzügliche Quelle fürchterlicher Fehlleistungen ist, kann man wenigstens davon ausgehen, daß die dortigen Autoren einigermaßen abschreiben können. Daher ein kurzer Ausschnitt der:

Geldmengendefinitionen:

„Für M1 bis M3 definiert die Europäische Zentralbank:

M0/Geldbasis: Banknoten und Münzen, die sich im Umlauf außerhalb des Bankensystems (bei Nicht-Banken) befinden (also ohne Kassenbestände der Geschäftsbanken, aber mit Banknotenumlauf im Ausland) plus dem Zentralbankgeldbestand der Kreditinstitute;

M1: Sichteinlagen der Nichtbanken sowie den gesamten Bargeldumlauf;

M2: M1 plus Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bis zu zwei Jahren und Einlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist bis zu drei Monaten;

M3: M2 plus Anteile an Geldmarktfonds, Repoverbindlichkeiten, Geldmarktpapieren und Bankschuldverschreibungen mit einer Laufzeit bis zu zwei Jahren.“

Jetzt darf man sich natürlich wundern, warum diese Geldmengenklassifikationen von „M1 bis M3“ ausgerechnet bei M0 anfangen. Der Passus zu der Geldmenge M0 ist im Gegensatz zu Wikipedia auf der Seite der EZB (zumindest an der von Wikipedia verlinkten Stelle) nicht mehr zu finden (11.6.2014). Zu unterstellen, die Europäische Zentralbank wüßte nicht, was M0 sein könnte, entbehrt natürlich jeder Substanz. Dafür erfährt man, daß M0 eine Geldmenge mit „Sonderstellung“ ist, daß also M0 etwas anderes sein müßte, als die M1-M3 Geldmengen. Schaut man sich also an woraus die Geldmenge M0 besteht, stellt man fest, daß damit Banknoten und Münzen außerhalb des Bankensystems zuzüglich dem „Zentralbankgeldbestand der Kreditinstitute“ bei der Zentralbank gemeint sind. Das ist von der Abgrenzung nicht das, was man unter der Zentralbankgeldmenge verstehen müßte, denn die Bestände an Banknoten (=Zentralbankgeld) bei den Banken gehören laut Definition von M0 NICHT dazu. Das bedeutet salopp gesagt, daß eine Banknote, die im Geldautomat liegt KEIN Geld im Sinne der Definition von M0 ist, während dann, wenn sie aus dem Geldautomaten abgehoben wurde, auf einmal zur Geldmenge M0 (und sogar auch zur Geldmenge M1-M3) gehört. Bevor wir auf den Grund stoßen, warum die bei den Banken befindlichen Banknotenbestände (und Hartgeldbestände) nicht zu irgendeiner Geldmenge gehörten, erst mal ein kurzer Blick auf die M1-M3 Geldaggregate.

Die Differenzierung von M1 bis M3 ist im Grunde genommen davon geprägt, wie die Fristigkeit der Forderungen gegen das Bankensystem gestrickt ist. Im wesentlichen geht es da nur um die Frage der Fristigkeit von Geldforderungen, so daß es vertretbar erscheint, die Wichtigkeit dieser Differenzierung auf andere Gründe zurückzuführen, als darauf, theoretisch valide Begründungen für diese Geldmengendefinitionen zu finden. Dazu darf man sich den Begriff ‚moneyness‘ der EZB mal zu Gemüte führen, der ausdrückt, daß es vergleichsweise willkürlich ist, was denn so als „Geld“ angesehen wird und was „ein bißchen weiter entferntes“ Geld nun sein soll. Das weist darauf hin, daß es anscheinend an einem vernünftigen Kriterium mangelt, um entscheiden zu können, was denn nun „geldnah“ ist und was nicht. (Wie man weiß: bei diffusen Einschätzungsfragen kann man sich bis ins Unendliche um des Kaisers Bart streiten.) Ein Aspekt sollte jedoch nicht ganz unter den Tisch fallen, denn es handelt sich immerhin bei allen Geldmengendefinitionen um nominell fixierte Geldforderungen, bei denen die Frage des Rückzahlungsbetrages bereits bei Vertragsabschluß feststeht.

Sobald man sich nun aber fragt, warum nun ausgerechnet die Bargeldbestände bei Banken aus der „M0-Menge“ ausgeklammert werden, wird ein Blick in die Entwicklungslinie der Ökonomie unvermeidlich. Der Grund dafür ist, daß die herrschende Wirtschaftstheorie von ihrer Grundanlage eine Theorie des Tausches ist, die für die effiziente Abwicklung aller Tauschoperationen ein sog. „Schmiermittel“ braucht, mit dem die Tauschkontrahenden von dem Zwang entbunden werden GENAU DEN Tauschpartner zu finden, der dasjenige Gut anbietet, was der eine selbst braucht. Die Zwischenschaltung des „Geldes“ definiert also die Funktion dieses „Geldes“ als Zwischenstation, die es lediglich ermöglichen soll Ringtauschverhältnisse abzuwickeln, ohne daß es einer direkten Tauschoperation bedarf. Das bedeutet, daß für den ‚mainstream‘ Geld dazu da ist, um Tauschoperationen effizient abzuwickeln, woraus sich erklärt, daß Bargeldbestände und Sichtforderungen einerseits und Forderungen der Banken gegen die Zentralbank andererseits zu der „Tauschgeldmenge“ gehören, die Käufe auf den Gütermärkten bezahlen kann.

Dabei ist weniger interessant, daß die Banknotenbestände und Sichtforderungen der privaten Haushalte zu den „kaufkräftigen“ Geldbeständen gerechnet werden – das ist ohnehin evident, sondern auch die Forderungen der Geschäftsbanken an die Zentralbank. Der Grund wird wohl sein, daß die Zentralbanker genau wissen, daß die Forderungen der Geschäftsbanken gegen die Zentralbank eine wesentliche Rolle bei der Abwicklung von Überweisungen spielen, denn eine Überweisung ist ja nichts anderes als ein „beauftragter Transfer von Zentralbankgeld“ (wenn man so will eine „beauftragte Barzahlung“), die der Kontoinhaber von seiner kontoführenden Bank erwarten kann, soweit er sich in seinem Verfügungsrahmen befindet, der ihm erlaubt von der Bank zu fordern, zu seinen Lasten einen derartigen Transfer an einen von ihm bestimmten Empfänger vorzunehmen. Der Punkt dabei ist der, daß für eine Bank eine Überweisung aus ihrem Haus hinaus mit einem Abfluß von Zentralbankgeld verbunden ist, wobei der Liquiditätsausgleich mit der Empfängerbank üblicherweise durch eine Umbuchung auf dem Zentralbankkonto der beteiligten Banken stattfindet. INSOFERN dienen die Zentralbankgeldforderungen von Banken der Zahlungsabwicklung von privaten Käufen, indem sie ein Substitut für die (teure) direkte Übergabe von Banknoten darstellen.

(Es wird gelegentlich bestritten, daß Banken einen Zentralbankgeldausgleich vornehmen, da sie unterstellterweise sich auftretende Salden jederzeit kreditieren würden oder wahlweise behauptet, daß sich der Überweisungssaldo im Interbankenbereich auf einen vernachlässigbaren Betrag reduziert. Man muß schon alle Augen zudrücken um nicht zu sehen, daß das Liquiditätsmanagement bei Banken eines der wichtigsten Tätigkeitsfelder darstellt, weil bereits ein Tag Illiquidität für Banken ein existenzbedrohendes Ereignis darstellt. Wer meint, Banken würden sich stets und ständig jeden beliebigen Forderungssaldo kreditieren, bastelt sich eher damit eine Scheinwelt zurecht. Aber unabhängig davon werden diese Behauptungen nur deswegen so vehement verfochten, weil sie die Voraussetzung dafür darstellen, behaupten zu können, „daß Banken Geld schöpfen“ würden. Diesen intellektuellen Kurzschluß kann man nur dann rechtfertigen, wenn entweder behauptet wird, daß wie oben immer „angeschrieben“ wird, oder die Behauptung aufgestellt wird, daß sich ja die Interbankensalden „sowieso immer“ ausgleichen. In beiden Fällen zielt das Argument darauf, die Probleme und Fragen, die sich aus der Finanzierung von Salden ergeben, ignorieren zu können. Denn in einer Welt, in der Interbankensalden auch tatsächlich (mit Zentralbankgeld) bezahlt werden müssen, platzt die ganze schöne Theorie von der „Geldschöpfung durch die Banken“ in 1000m Höhe – und zwar mit einem lauten Knall!)

Damit ist schon mal eine erste Teilantwort entstanden: die Bargeldbestände innerhalb der Banken sind deswegen kein Bestandteil der Geldmenge M0, weil sie nicht (mehr – „früher“ wurde der Interbanken-Liquiditätsausgleich auch schon mal per Geldtransporter abgewickelt) der Zahlungsabwicklung privater Käufe dienen und insofern keinen Hinweis darauf bieten, wie hoch das voraussichtliche Konsumvolumen der nächsten (kurzen) Frist sein wird. (Daß nach dem LTRO-Tender dieser Zusammenhang auch nicht mehr verläßlich ist, steht auf einem anderen Blatt.)

Dies enthält jedoch schon den Hinweis darauf, warum die Geldmenge M0 so definiert wird: der Grund ist, daß die dem ‚mainstream‘ zugrundeliegende Theorie des allgemeinen Gleichgewichts lediglich ein Tauschmittel braucht, um die von der Gleichgewichtslage bestimmten zu tauschenden Gütermengen ohne das Erfordernis der ‚double coincidence of wants‘ abzuwickeln. Deswegen ist der Bargeldbestand bei Banken gewissermaßen ‚idle money‘ oder eine „tote Geldquantität“ die nur darauf „wartet“, daß sie ihre segensreichen Wirkungen für die Tauschprozesse der neoklassischen Ökonomie entfalten darf. Damit erklärt sich schon zur Hälfte mit, warum die Geldmengendefinitionen so gestrickt sind, wie sie es sind.

Der Grund für die andere Hälfte ist die Quantitätstheorie, die ja angeblich einen unverrückbaren Zusammenhang zwischen einer „Geldmenge“ und einem „Güterquantum“ herstellen will, wobei dem gesamtwirtschaftlichen Transaktionsvolumen eine „Geldmenge“ gegenüber gestellt wird, die durch den entsprechenden „Faktor Umlaufgeschwindigkeit“ zu einer „Gleichung“ oder sogar „Identität“ werden soll. Mal unabhängig von der Unhaltbarkeit einer derartigen Beziehung gibt es ein häßliches Problem mit der Quantitätstheorie, daß diese nur dann irgendeine Aussagekraft aufweist, wenn der Zusammenhang zwischen dem Transaktionsvolumen und der „Geldnachfrage“ (das war die „Reformulierung“ der Quantitätstheorie durch u.a. M. Friedman) eine stabile Basis hat. Auch wenn der Begriff der „Geldnachfrage“ per se „hochgradig fragwürdig“ ist: für das aktuelle Thema wird dabei klar, daß die ökonometrisch/ statistische Schätzung der Geldnachfrage Parameter braucht, die von ihrer Anlage her erlauben abzuschätzen, wie die Haushalte das gesamtwirtschaftliche „Geldangebot“ zu halten wünschen! Es geht also um die Frage, ob die Haushalte lieber Banknoten, Sichtforderungen oder verschiedenfristige Geldforderungen in ihrem Portfolio halten wollen. Deswegen also sind die Bargeldbestände bei den Banken kein „Geld“, weil dafür keine „Geldnachfrage“ vorhanden ist! Wer meint, daß das ein idiotischer Gedankengang ist liegt richtig, aber Ökonomen denken mehrheitlich noch so. An dieser Stelle wird auch klar, warum ‚mainstream‘-Geldtheoretiker ständig davon reden, die „Geldmenge“ müsse „absorbiert“ oder „gehalten“ werden, denn würde das nicht der Fall sein, könnte sich die „überschüssige“ Geldmenge in Bewegung setzen und entweder die Güterpreise oder aber die Vermögenspreise solange nach oben drücken, bis die „reale Geldmenge“ (ich verzichte an dieser Stelle mal auf jegliche Qualifikation) in den Portfolios der Haushalte wieder der „gewünschten Geldmenge“ in dem Sinne „freiwilliger Geldhaltung“ entspricht.

Der letzte Baustein der Begründung, warum diese Geldmengendefinitionen sich weniger an den Funktionalitäten von Geld orientieren liegt in einem Umstand, der sich aus der Herkunft dieser „Geldnachfragetheorie“ ergibt. In den USA gibt es die methodologisch dumpfbackige Vorstellung, daß aus statistischen Daten mit Hilfe der Ökonometrie die Geheimnisse und sogar „Gesetze“ der Ökonomie „erklärbar“ werden würden. Genau diese Vorstellung liegt der Suche nach der „stabilen Geldnachfragefunktion“ des Monetarismus zu Grunde. Dieser „heilige Gral“ oder für romantischere Naturen diese „blaue Blume“ ist von den Ökonomen vergeblich gesucht worden, weil sich herausgestellt hat, daß die Geldnachfrage im Zeitablauf nicht stabil ist und diese Theorie daher von einer minderen prognostischen Qualität ist. Das Häßliche dabei ist, daß die Quantitätstheorie nach Friedman im Fall einer Instabilität der Geldnachfrage dann nur noch folgendes erklärt: Nichts. (Für Kenner: das Buch von R. Werner „Neue Wirtschaftspolitik“ diskutiert diesen Fragenkomplex in souveräner Weise.)

Das wäre ja noch nicht so schlimm, das eigentliche Desaster daraus besteht darin, daß die Geldmengendefinitionen von M1-M3 und sogar einschließlich M0 auf einmal weniger eine geldtheoretische Grundlage aufweisen. Die Antwort, was sie denn noch darstellen ist so einfach wie simpel: es sind lediglich ökonometrische Konzepte, die (trotz des Reformulierungsversuchs von Friedman, die Geldtheorie in die Theorie des Marktes mit Geld-Nachfrage und Geld-Angebot einzubetten) einer Idee der Tauschwirtschaft folgen – nicht mehr und nicht weniger. Nun mögen ja Zentralbanken durchaus auch ökonometrische Untersuchungen anstellen, was jedoch dabei zum Boomerang wird ist der Umstand, daß sie das auf einer Grundlage tun, deren Fundamente mit dem eigentlichen Gegenstand mit dem Zentralbanken arbeiten – nämlich Zentralbankgeld – nur in sehr entfernter Distanz irgendetwas zu tun haben.

Die Reduktion von Geld auf die Tauschfunktion (etc.) blendet dabei komplett aus, weshalb Geld eine so dominante Entität des Wirtschaftslebens ist, wie es ist. Denn jenseits der Frage der Tauschmittelfunktion spielt Geld eine wesentliche Rolle bei der Einkommensbildung (das war ein Teilbereich des Versuchs von Keynes), was sowohl Haushalte und Unternehmen gleichermaßen betrifft. (Die Vernachlässigung dieser Fragen nach der „Überwindung“ des Keynesianismus ist auch ein Grund für den desolaten Zustand der wissenschaftlichen Volkswirtschaftslehre.) Diese Fragen werden jedoch in der Tauschmitteltheorie ohne die Einbeziehung des Geldes – genauer: ohne die Einbeziehung der Verwendung von Geld vor dem Hintergrund der fundamentalen Unsicherheit hinsichtlich der Geldvermögensbestands- und -ertragssicherheit im Zuge eines Kreditvertrages – behandelt. Dieses Konstitutivum einer Geldwirtschaft (Forderungen/ Verbindlichkeiten) bleibt notwendigerweise ausgeblendet, wenn Zentralbanken ihre Geldmengendefinitionen an einer Theorie ausrichten, die den Problemkreis von Geld, Kredit und Zins auf ein Tauschmittel reduziert, welches auch gelegentlich schon mal „nachgefragt“ wird.

Dann ist man aber auch schon bei der Beantwortung der Frage der Queen, warum die Ökonomen die Finanzkrise nicht vorausgesehen haben. Ganz einfach: was soll man von wissenschaftlichen Institutionen halten, die tatsächlich versuchen aus einer leicht modifizierten Tauschmitteltheorie die Entwicklungen einer Geldwirtschaft prognostizieren zu wollen? Sich selber kann man ja etwas vormachen, aber anderen?

10 Kommentare

Eingeordnet unter Geldtheorie, Wirtschaftstheorie

10 Antworten zu “M und Ms

  1. Pingback: Kleine Presseschau vom 12. Juni 2014 | Die Börsenblogger

  2. Vielen Dank für den Beitrag. Zum extra eingerückten Absatz mit dem Saldenausgleich und der „Geldschöpfung“ nur so viel: Jeder kann einmal übers Ziel hinausschießen (jederzeit kreditierter Saldenausgleich). Geschöpft wird von den Geschäftsbanken natürlich nur Buchgeld. Sie beschreiben ja die sich daraus ergebende Wichtigkeit des Liquiditätsmanagements der einzelnen Banken. Am einfachsten vorstellen lässt sich die hierarchische Hackordnung, wenn man nur eine einzige große Geschäftsbank annimmt. Dann gäbe es den Interbankenmarkt mit all seinen Facetten gar nicht. Dazu gehört auch die Vorstellung, dass „im Hintergrund immer ZBG fließt“. Es werden Ansprüche darauf transferiert. Auf britischen Pfundnoten (Geld) aufgedruckt ist gleichzeitig ein Anspruch auf selbiges (Geld). Zum Thema des Artikels passend von Stephan Schulmeister: http://stephan.schulmeister.wifo.ac.at/fileadmin/homepage_schulmeister/files/Lech_Geld_Text_0908_mit_abb_und_tab.pdf

    Was geschieht nun im Fall der Fälle (Krisensituation)? Hier bediene ich mich eines aktuellen Zitats von Herrn Felsberger:
    „PS: Man kann natürlich ewig streiten, worin nun der Unterschied zwischen ZB-Geld und GB-Geld liegt. Ich sag`nur so viel: Wann immer Krise herrscht, verwandelt sich GB-Geld in ZB-Geld. Damit sollte klar sein, dass eine statische Abgrenzung sinnlos ist.“
    Geldschöpfung (ja, echtes Geld) durch die Hintertür. Sicher, das macht die ZB nur im Austausch gegen „Sicherheiten“. Bei den aktuellen QE-Programmen darf man es mit dem „Wert“ aber nicht so genau nehmen. 😉

  3. sorry, fühle mich irgendwie angesprochen 🙂

    >>>(Es wird gelegentlich bestritten, daß Banken einen Zentralbankgeldausgleich vornehmen, da sie unterstellterweise sich auftretende Salden jederzeit kreditieren würden oder wahlweise behauptet, daß sich der Überweisungssaldo im Interbankenbereich auf einen vernachlässigbaren Betrag reduziert. Man muß schon alle Augen zudrücken um nicht zu sehen, daß das Liquiditätsmanagement bei Banken eines der wichtigsten Tätigkeitsfelder darstellt, weil bereits ein Tag Illiquidität für Banken ein existenzbedrohendes Ereignis darstellt. Wer meint, Banken würden sich stets und ständig jeden beliebigen Forderungssaldo kreditieren, bastelt sich eher damit eine Scheinwelt zurecht.

    Ist dies die Frage? Welche Schlüsse man aus einer unklaren IST-Situation ziehen sollte? Wo eventuell auch die Zentralbank unbegrenzt – aber wie lange….??

    Viel interessanter und konstruktiver ist doch etwas ganz anderes, wenn die Zentralbank die Forderungsqualität der Geschäftsbanken ordentlich reguliert, dann könnte sie die diese Forderungen jederzeit unbegrenzt zu Zwecken des Saldenausgleichs monetisieren. Und wenn Sie dies unzweifelhaft und zinslos tun würde, wäre nicht nur der aktuelle Sparzins, sondern auch jede Sparzinserwartung verschwunden.

    Und genau dies ist das friedenserhaltende Gebot, wenn Kapitalismus ohne Zerstörung/Krieg als Teil seines ökonomischen Konzepts auskommen soll.

    Details, u.a. alternative Globalsteuerung über Kreditsteuer bekanntermaßen auf meinem Blog…

    • Hallo Herr Buschbeck,

      eigentlich müßten Sie doch am Verzweifeln sein, denn die Sparzinsen gehen gegen Null, die Realzinsen sind eher negativ und trotzdem sparen die Leute auf Teufel komm raus. Man könnte zynischerweise sagen, daß sie gerade deswegen noch mehr sparen, weil es fast Nullzinsen gibt.

      Sind Sie sich sicher, daß Ihr Credo nach dem Sparer-Nullzins tatsächlich das leistet, was Sie sich davon erwarten? Angesichts der aktuellen Fakten würde ich schon mal diese These daraufhin durchleuchten, ob sie überhaupt noch haltbar ist.

  4. Das Grundproblem der „Geldmengen-Definitionen“ liegt darin: dass Doppel- und Dreifach-Zählungen von Schuldverhältnissen stattfinden. Nehmen wir an, der Staat lege eine Anleihe (=Wechsel) auf, mit der zugleich bezahlt werden könnte, sagen wir in der Höhe von 1000 Euro. Dann existiert exakt ein Schuldverhältnis zwischen dem Staat als Schuldner und den Menschen als Gläubiger, die zirkulierende Geldmenge wäre nach obiger Definition 1000 Euro. Nun wird diese Anleihe von den Menschen an die GB`s verkauft: Nach wie vor existiert nur ein Schuldverhältnis von 1000 Euro, aber nun: eine Geldmenge von 2000 Euro, nämlich die auf der Aktivseite der GB`s verbuchte Staatsanleihe (1000 Euro) und die GB-Geldmenge auf der Passivseite (1000 Euro). Was durch das Geschäft der Menschen mit der GB stattgefunden hat, ist eine Übertragung der Schuld ohne dass eine neue Schuld geschaffen worden wäre. Die Geldmengen-Theoretiker tun jedoch glatt so als würde die Verlängerung einer Schuldkette (hier: GB <== Staat <== Menschen) eine zusätzliche Schuld gegenüber dem Ausgangpunkt (Staat <== Menschen) schaffen. Anders gesagt: Während die NMT klar darauf hinweist, dass Schuldverhältnisse nur zwischen Staat (Unternehmen) und Menschen existieren können und die GB`s und die ZB neutral sind, suggerieren die "Erbsenzähler" (sprich: Geldmengen-Zähler), dass auch GB`s und ZB Schulden "schaffen". Und da hört sich dann der Spass auf und fängt die Welt der Idiotie an.-)

    Alfred Felsberger

  5. Korrektur: „Staat <== GB <== Menschen" anstatt "GB <== Staat <== Menschen", wobei der Schuldpfeil die Richtung der Forderung innerhalb der Schuldkette angibt. Sorry.

  6. @RM

    >>>>wäre nicht nur der aktuelle Sparzins, sondern auch jede Sparzinserwartung verschwunden.

    >>>>Sind Sie sich sicher, daß Ihr Credo nach dem Sparer-Nullzins tatsächlich das leistet, was Sie sich davon erwarten?

    Mein Credo ist, dass abgeschaffte SparzinsERWARTUNGEN eine Möglichkeit eine Guthabenbremse sind, welche wiederum eine notwendige Bedingung für andere Reformen sind. Habe noch nichts davon gehört, dass mein Vorschlag zur Abschaffung der ERWARTUNG künftiger Sparzinsen schon umgesetzt wäre, von den anderen Sachen gar nicht zu reden?

    Insofern verstehe ich Ihre Antwort nicht…schade auch, dass Sie auf meinen eigentlichen Punkt nicht eingehen. Dass Banken einzelwirtschaftlich heute unstrittig auch Liquiditätsprobleme in Zentralbankforderungen (Bankenzahlungsmittel) haben können, kann man ja in den Schlüssen verschieden bewerten. Sie haben Ihre Schlüsse jetzt mal wieder dargelegt.
    Verweise hier auch auf die Ausführungen von W.Stützel auf Seite 214 der „Volkswirtschaftlichen Saldenmechanik“, wo er moderne und orthodoxe Bankingtheorie nahtlos über die Unterscheidung in einzelwirtschaftliche und gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge zusammen bringt. Denn selbst wenn die einzelne Bank auf eine Einzahlung von ZBG wartet, entsteht ja gesamtwirtschaftlich trotzdem neues GBG bei der Kreditbuchung.

    Die eigentliche Frage ist aber, wozu ist dieser zumindest potentielle Liquiditätsmangel der Banken gut?

    Ich behaupte zu nichts, neben dem heute völlig kontraproduktiven Sparzins sehen wir hier im Krisenfall eine Bankenrungefahr online/offline, welche schlussendlich zur Sozialisierung von vorher unzureichend regulierten privatwirtschaftlichen Risiken führt. Und im Boom verbraucht sich das ZBG gesamtwirtschaftlich nun mal nicht bei der Kreditvergabe, weshalb es diese auch nicht begrenzt.

  7. @RM
    >>>und trotzdem sparen die Leute auf Teufel komm raus.

    Ich bin mir auch aus meinen realwirtschaftlichen Aktivitäten relativ sicher, dass aktuell das publizierte Geldvermögenswachstum des Privatsektors wenig aus dem Zuwachs von Guthaben von „typischen Geldsparern“ kommt – wir sehen:

    1. Ein Wachstum der Aktienwerte – welche die Bundesbank irreführenderweise den Geldvermögen zuordnet

    2.Kredittilgungen der Unternehmen – welche Geldvermögenswachstum des Privatsektors sind – aber bedauerlichweise von der Bundesbank nicht statistisch quantifiziert werden

    Es bleibt natürlich aber das ökonomische Verbrechen der Einführung der sogenannten „privaten Altersvorsorge“, welches nicht unerhebliche Einnahmeüberschüsse der Nichtunternehmerhaushalte ja ex ante fixiert.
    Hier müssen wir dringend zurück zu Blüms RentenERWARTUNGEN, braucht es endlich eine 180° Drehung – Mutti kann so was, haben wir oft gesehen, die Hoffnung stirbt zuletzt….

  8. Pingback: Geldmengenirrungen in Europa: M und Ms

  9. Hallo Herr Menéndez,

    Zeit und Lust auf M und Ms? Bei Braunberger gibt’s was zum Naschen: http://blogs.faz.net/fazit/2015/12/22/das-fazit-raetsel-fuer-die-feiertage-lebt-milton-friedman-7052/

    LG Michael Stöcker

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