Felix qui potuit rerum cognoscere causas

lauterbachAnscheinend muß man doch gelegentlich Dinge graphisch illustrieren, obwohl der betreffende Sachverhalt klar genug ausgedrückt worden ist. Es geht hierbei um die bereits mehrfach angesprochene Tatsache, daß der bei der Zentralbank ausgewiesene Banknotenumlauf nichts anderes ist, als ein Erinnerungsposten daran, daß die Zentralbank in dieser Höhe ihre Schulden getilgt hat. Das Vorrecht der Zentralbank Bargeld emittieren zu können, welches das einzige gesetzliche Zahlungsmittel (besser wäre die Bezeichnung Schuldentilgungsmittel) darstellt, macht die Zentralbank zur Quelle unbeschränkter Liquidität. Dies gilt auch und gerade dann, wenn es in der Bilanz der Zentralbank keine „Kasse“ gibt, die Bargeld enthalten würde, denn Bargeld welches bei der Zentralbank zur Gutschrift eingereicht wird ist dem Umlauf entzogen und wird folgerichtig gegen den Banknotenumlauf saldiert und ist wirtschaftlich gesehen nicht mehr existent, auch wenn es in den Tresoren der Zentralbank noch physisch da ist.

Der Ablauf wie Bargeld tatsächlich in den Umlauf kommt läßt sich mit Hilfe von ein paar T-Konten darstellen. Es beginnt damit, daß die Zentralbank sich verschuldet, weil sie in dieser Höhe einer Bank eine Forderung gegen sie genehmigt hat. Gleichzeitig erhält sie eine Forderung gegen eben diese Bank was deswegen nicht nur ein müßiges Spiel ist, weil der Inhalt der jeweiligen Forderungen/ Verbindlichkeiten eine zeitliche Differenz aufweist – Geld heute gegen Geld später. Für die Frage des Geldumlaufs ist die Frage nach den Zinsen nicht so wichtig, ebenso wie die Frage nach der Besicherung des Kredits hierbei vernachlässigt werden kann. An dieser Stelle mag der Hinweis darauf, daß eine Besicherung einen akzessorischen Charakter hat genügen.

bargeldemission-1

Die Phase der Kreditvergabe ist eine reine schuldrechtliche Angelegenheit, weswegen an dieser Stelle das Schuldentilgungsmittel, welches ja Inhalt des Kreditvertrages ist noch nicht in Erscheinung tritt. Dies wird auch erst dann virulent, wenn nämlich die Forderung seitens der Bank geltend gemacht wird und die Zentralbank gehalten ist ihre Verbindlichkeit zu erfüllen. Normalerweise würde eine Bank auf einen Aktiva-Bestand an Bargeld zurückgreifen mit dem sie sich ihrer Schuld entledigt. Dies ist der Vorgang, der zigtausendfach am Geldautomat erfolgt, wo für die Bank eine Bilanzverkürzung eintritt, denn sie hat nach der Auszahlung weniger Bargeld und weniger Verbindlichkeiten. Im Fall der Zentralbank gibt es die Besonderheit, daß dort keine Kasse vorhanden ist, obwohl in den Tresoren der Zentralbank ausreichend Banknoten eingelagert sind, welche dort ihrer Verwendung harren. Um also die Emission von Banknoten darstellen zu können muß man an dieser Stelle eine fiktive Buchung einfügen, bei der so getan wird, daß für eine logische Sekunde in der Zentralbank eine Kasse existiert. Denn auch die Zentralbank bezahlt ihre Verbindlichkeiten mit der Übergabe der geforderten Sache, die wiederum ein Aktivum sein muß, so daß die vorzunehmende Bargeldlieferung auf einmal als temporärer Kassenbestand aufscheint, mit der Auslieferung jedoch unmittelbar wieder verschwindet. Dieser „Ausgangskorb“ auf der Aktivseite findet seine passive Entsprechung in einem „schwebenden Banknotenumlauf“, wo dann in dem Moment, wenn die Zentralbank das Bargeld übergibt und somit die korrespondierenden Verbindlichkeiten tilgt, dieser zu einem „erfolgten Banknotenumlauf“ wird, welcher dann auch in der Bilanz der Zentralbank seinen Niederschlag findet. Durch diese Übergabe des Schuldentilgungsmittels „Bargeld“ erfolgt wie bei einer Bank eine Bilanzverkürzung, welche die fiktive Bilanzverlängerung durch die fiktive Kasseposition wieder rückgängig macht. Die Bilanzverkürzung erfolgt dabei ganz traditionell, indem dem Kasseabgang ein Abgang an Verbindlichkeiten entspricht. Übrig bleibt der Posten „erfolgte Inumlaufbringung“, welcher sich dann in der Bilanz der Zentralbank als „Banknotenumlauf“ liest.

bargeldemission-2

Nun ist man versucht zu sagen, die Zentralbank würde ja lediglich ihre Verbindlichkeiten mittels eines Passivtausches umwandeln, so daß sie ja nach wie vor Verbindlichkeiten hätte, die nur eben jetzt als Banknoten umlaufen würden. Eine derartige Sichtweise verkennt jedoch den Charakter einer Schuldtilgung, denn dabei geht es im Gegensatz zur Krediteinräumung darum, daß durch die sachenrechtliche Übertragung des geschuldeten Gegenstandes der Verpflichtete sich seiner Schuld entledigt, sowie der Gläubiger durch die Annahme der Sache seinen Anspruch verliert, mithin die Forderung durch die Übergabe von Bargeld und dessen Annahme untergeht. Wie der rote Doppelpfeil illustriert passiert bei der Zentralbank im Prinzip genau dasselbe wie bei einer Auszahlung am Geldautomaten.

Auf den Punkt gebracht: die Lieferung von Banknoten befreit eine Zentralbank in der Höhe des Nennwerts dieser Banknoten von einer Geldschuld! Das einzige Spezifikum, welches dazu Anlaß gibt darüber zu sinnieren, ob dabei alles mit rechten Dingen zugeht besteht darin, daß die Banknoten, die durch die Begleichung einer Schuld der Zentralbank in Umlauf kommen vorher nirgendwo als Aktivum in Erscheinung getreten sind. In gewisser Weise rechtfertigt sich damit auch die Vermutung, Geld würde aus dem Nichts entstammen, denn in dem Tresor der Zentralbank ist dasselbe Bargeld eben – Nichts. Man sollte diesen Effekt allerdings eher als Spezifikum der Geldwirtschaft ansehen, denn in ähnlicher Weise ist ein Stück Sachertorte in der Vitrine einer Wiener Bäckerei keine Sachertorte, sondern für den Verkäufer ein Hilfsmittel zur Attrahierung von Geld. Erst in den Händen des Käufers beim Verzehr wird ein Stück Sachertorte zu dem nutzenstiftenden Gegenstand, welcher geeignet ist sensationelle Geschmackseindrücke in dem Gaumen des Essers zu erzeugen…

29 Kommentare

Eingeordnet unter Geldtheorie, Wirtschaftstheorie

29 Antworten zu “Felix qui potuit rerum cognoscere causas

    • hermin

      Quel Nonsens
      Können Sie inhaltlich näher ausführen, was Sie zu diesem Urteil berechtigt. Denn offenbar sind Sie der Auffassung, zum Sachverhalt besseres zu wissen.

      • Ich vermute mal (das kann auch ich anhand der email-Adresse nicht zweifelsfrei erkennen), daß es sich um den Marc Meier handelt, welcher auf Inside Paradeplatz seine Sicht der Dinge zum besten gibt und im Zusammenhang mit dem Thema z.B. folgendes schreibt:

        „Wenn die SNB auf der Passivseite ihrer Bilanz das Konto „Notenumlauf“ vergrössern möchte, so muss sie – ich betone: muss sie – auf der Aktivseite einen Vermögenswert hereinnehmen und in ihrer Bilanz verbuchen. Nur so bleibt die Bilanz ausgeglichen.“

        Die SNB und das Märchen von der „Geldschöpfung“

        Und weiter:

        „Um neue Banknoten emittieren zu wollen, müsste die SNB neue Vermögenswerte hereinnehmen und in ihrer Bilanz unter „Vermögen“ verbuchen (Buchungssatz z.B. „Gold an Notenumlauf“ oder „Euro an Notenumlauf“). D.h. die SNB würde für die neu erworbenen Vermögenswerte eine neue Schuld eingehen. Die neu emittierten Banknoten wären dann die Schuldscheine in Bezug auf die neu erworbenen Vermögenswerte (in diesem Fall Gold oder Euro).“

        Interessant ist hier der Buchungssatz „Gold an Notenumlauf“ in Verbindung mit der Behauptung, damit würde eine Schuld der SNB begründet. Theoriegeschichtlich ist das haargenau der Vorgang, der in Zeiten der Goldwährung passiert, weil hierbei Banknoten quasi gleichbedeutend mit Lagerscheinen sind, welche ein Recht auf die Herausgabe einer bestimmten (vertretbaren) Sache verbriefen. Das ist der Inhalt einer Banknote die eine Schuld darstellt, weil mit einer derartigen Banknote eine Sache gefordert werden kann, die – natürlich – aus dem Aktivabestand der SNB entnommen werden muß.

        Nun sind die Zeiten der Goldwährung (praktisch) seit Bretton Woods vorbei…

  1. Zu Weihnachten erhielt mein Opa feine Zuckerraffinade zur Entlohnung.
    Daraus wurden herrliche Plätzchen gebacken.
    Jedes Plätzchen hatte unterschiedlichen Wert für die Verköstiger.
    Wie wurde also der Beutel zusammengestellt, um jedem Empfänger höchste Freude zu bereiten?
    Mischkalkulation bei der Preiskalkulation aber wie.
    😉

  2. PK

    Mir erscheint immer noch die historische Erklärung am plausibelsten: historisch mussten Geldnoten in Gold einlösbar sein. Das Gold war final schuldbefreiend, die Geldnote eine Verbindlichkeit der Zentralbank zur Auszahlung von Gold.
    Heute hat der Bargeld selbst diesen Status inne…..die Art der Bilanzierung ist geblieben.

    Ein anderes Thema, das ich spannend fände, wäre die Frage des Gewinns einer Zentralbank. Eine Zentralbank hat das Monopol auf die Emission ihres Geldes, ihr „Gewinn“ kann, laienhaft ausgedrückt, also nicht in „mehr“ von diesem Geld liegen.
    Ich bin sicher, die Erklärung findet sich implizit bereits in diesem blog, aber mir ist es bislang nicht verständlich.

    • Vielen Dank für Ihre Offenheit.

      Mir ist natürlich auch klar, daß sich Menschen lieber an Werte halten, als die schnöde geldwirtschaftliche Realität zu sehen, wo Güter nichts anderes sind als Hilfsmittel zur Attrahierung von Geld. Aber dieses emotionale Bedürfnis kristallisiert sich in der Phrase: „Nur Gold ist Geld, alles andere ist Kredit!“, woraus gewissermaßen Trotz und Widerwille dagegen spricht, aus dem Garten Eden, wo noch alles seinen Wert hatte, verstoßen worden zu sein. Das ist theoriegeschichtlich deswegen so bedeutsam, weil ja die Wirtschaftstheorie der „Klassiker“, d.h. von den Produktionspreisvertretern über die Arbeitswerttheoretiker bis zu den Nutzentheoretikern aka Neoklassik stets versucht hat ihre spezifische Lösung des Wertproblems auf die Geldtheorie überzustülpen. Die unterschiedlichen Antworten und Konzepte von Walras, Marx und Sraffa wurden per einfachem Analogschluß auf die Geldsphäre übertragen, damit irgendwie die „Integration von Geld- und Werttheorie“ gelingen möge. Ich vergleiche das immer ganz gerne damit, daß es bestimmt Leute gegeben hätte, die in diesem Sinne auch die „Integration von Soft- und Hardware“ fordern würden, wenn man nicht bereits wüßte, daß Software einen qualitativen Unterschied zur Hardware aufweist. Wie man sich leicht vorstellen kann, sind alle diese Versuche gegen den Baum gegangen, was nicht zuletzt an der Unsicherheit erkennbar ist, wie man mit Finanzkrisen umgehen geschweige denn sie verhindern kann.

      Letztere Unsicherheit zeigt sich auch an der Frage wie Gewinn entsteht. Die klassische Lösung, Gewinn als ein Mehr an Gütern anzusehen ist zwar was das Überleben der Menschen angeht durchaus relevant, hat aber für die Beantwortung der Frage, wie das mit dem monetären Gewinn ist, keine Bedeutung – auch wenn dies immer wieder behauptet wird. Zusätzlich verkompliziert wird diese Frage auch noch dadurch, daß Gewinn als eine Stromgröße sich erst sauber erklären läßt, wenn man gewillt ist dynamische Analysen durchzuführen, weil in einem statischen Modellrahmen kein Platz für eine zeitbezogene Größe ist. Denn die vielgeliebte komparativ-statische Analyse, die zwar Anfang und Ende einer Entwicklung betrachtet kann nur mutmaßen, was zwischen diesen beiden Zeitpunkten passiert ist. Aber kurz und gut, ihre Vermutung daß sich die Erklärung – sogar explizit – in diesem Blog findet, ist richtig:

      Dynamische Einsichten zu Geld und Zins

      • felsberger2012

        Sehr geehrter Herr Menendez,

        Dass das gesamte Produkt zunächst nur aus Lohnzahlungen besteht, liegt auf der Hand. Dass diese Lohnzahlungen bereits die Abschreibungskosten enthalten, folgt unmittelbar aus der unternehmerischen Kalkulation. Dann wird der Zins draufgeschlagen, letztlich der Gewinn. In der Summe ergibt das das gesellschaftliche Produkt, dem am Ende der Periode ein Haufen produzierter Warenmengen gegenübersteht. Daraus folgt unmittelbar, dass jede Preistheorie, die als „Profit-Aufschlags-Theorie“ formuliert wird, logisch korrekt ist. Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, warum man dafür eine dynamische Analyse bräuchte. Die von Ihnen beklagte mangelnde Integration von Geld- und Werttheorie – wobei Sie unter Werttheorie Warenmengen zu verstehen scheinen -, ist in Wahrheit eine mangelnde Integration von Geld- und Preistheorie. Die ökonomische Theorie weiß sehr wohl wie Preise zu kalkulieren sind, sie weiß auch, dass dieser Preissumme eine meßbare Warenmenge gegenübersteht, nur leider fehlt ihr das Verständnis für den Ver- und Entschuldungsmechanismus der Unternehmen. Simpel gesagt: Die Theorie tappt im Dunkeln, sobald es um doppelte Buchführung, also um Forderungen und Verbindlichkeiten, geht…..

        PS: Im Gegensatz zu Ihnen bin ich der festen Überzeugung, dass der Sraffa´sche Ansatz fruchtbar ist. Man müßte nur ein alternatives Kalkulationssystem errichten, indem zunächst (a) die Verschuldungseinheiten der Unternehmen absolut festgelegt werden (z.B. verschulden sich die Unternehmen für Lohnzahlungen in der Höhe von 1000 Euro), und erst dann (b) die relativen Preise auf Grundlage der produzierten Mengen berechnet werden, wobei jeder Preis einen Teil der absoluten Verschuldung (plus Gewinnaufschlag) erheischt. Ich glaube, dass sich Anfang und Ende der Periode (zunächst sind nur die Verschuldungseinheiten bekannt, am Schluß dann die produzierten Warenmengen) auf diese Art verbinden ließen…….

        Mit freundlichem Gruss
        Alfred Felsberger

      • PK

        Vielen Dank für die Antwort, der verlinkte Beitrag war mir tatsächlich bereits bekannt. Ich habe hierbei offensichtlich ein recht hartnäckiges Verständnisproblem, das ich noch einmal spezifizieren möchte.

        Ich kann mir Gewinne einer Zentralbank insofern vorstellen, dass die von ihr gehaltenen assets im Wert nach oben berichtigt werden werden können.

        Was ich mir nicht vorstellen kann, ist quasi ein positiver cash flow der Zentralbank. Sie kann nicht mehr Geld bekommen als herausgeben….und selbst wenn sie es hypothetisch könnte, so ist ihr eigenes Geld für sie kein Vermögenswert.

        Oder anders gefragt: Wenn die Zentralbank ihre Gewinne an die Regierung ausschüttet, wird durch diese Ausschüttung neues Geld geschöpft?

        Ich hoffe, dass mein Problem ersichtlich wird.

  3. Pingback: Artikel über Wirtschaft und Devisen 23. Okt 16 | Pipsologie

  4. Frankie (fkaB)

    @PK

    „Zentralbankgewinne“ – ich verstehe nicht wo hier das Problem liegt. Zentralbankgewinne entstehen doch vor allem aus der Differenz von Sollzinsen (aus der Gewährung von kurzfristigen Interbankenkrediten) zu den Habenzinsen ( für die Einlagen von Geschäftsbanken ). Und, ja , auch von der ´ZB gehaltene Wertpapiere mögen Zinsen abwerfen. Hier wird sicher kein neues Geld geschöpft.

    • PK

      Die Erklärung, dass der Gewinn der Zentralbank sich einfach aus der Zinsdifferenz ergibt, also daraus, dass die von den Geschäftsbanken zu zahlenden Leitzins und Spitzenrefinanzierungssatz höher sind als der Einlagesatz und die Verzinsung der Mindestreserve, finde ich -aus meiner laienhaften Sicht -nicht befriedigend.
      Diese Zinsen müssen doch in Zentralbankgeld gezahlt werden, für Zentralbankgeld hat die Zentralbank aber doch das Monopol. Wie soll sie mehr Zentralbankgeld einnehmen als sie rausgibt? Und selbst wenn, was will sie damit, plump ausgedrückt? Vielleicht habe ich auch einfach eine völlig falsche Vorstellung des Begriffs „Gewinn“, aber mir erschließt es sich tatsächlich nicht.

      Wenn die EZB ihren in Frankfurt stehenden Turm in der Bilanz hat, dieser im „Wert“ steigt, dann kann ich mir das als reines buchhalterisches Artefakt schon vorstellen.
      Aber Zinseinnahmen? Ich will ja niemanden mit dummen Fragen nerven, aber mir erschließt sich nicht, wie die Zentralbank -mit ihrem Monopol aufs Drucken von Geld- „extra Geld“ zufließen soll, das sie dann an die Regierung ausschütten könnte.

    • Das Problem, um das es geht steht z.B. hier:

      http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/FAQ_Listen/faq_zum_thema_geldschoepfung.html?docId=349598#349598

      Und so wesentlich diese Geschichte für das Verständnis einer Geldwirtschaft eigentlich wäre, so dämlich ist die Antwort, die von den Laien-Volkswirten der Bundesbank gegeben wird. Denn im Grunde wird da nur um den heißen Brei herumgeredet und gehofft, daß niemand hochnotpeinliche Fragen stellt.

      Natürlich gibt es ein hin und her von Kreditvergabe und -tilgung. Was hat das mit der Frage zu tun?

      Möglicherweise ist es der Idealfall, wenn sich „Geldmenge und Realwirtschaft“ im Gleichklang entwickeln. Was hat das mit der Frage zu tun?

      Und dann:
      „Fördern beispielsweise die Kredite das realwirtschaftliche Wachstum, dann können aus dem daraus entstehenden Einkommen Kredit und Zinsen zurückgezahlt werden.“

      Hier wird der Schwarze Peter einfach eine Abteilung weiter geschoben, denn wenn die fälligen (Alt-)Kredite bedient worden sind braucht man nicht zu fragen, woher denn die Zinsen für die Neukredite kommen. (Allerdings ist hier eine Grundlage für den unsinnigen Glauben daran zu finden, daß eine Geldwirtschaft zu Aufschuldungsprozessen gezwungen ist. Das ist nachweislich nicht der Fall, hindert aber die Gläubigen nicht daran, diese Theorie von der flachen ökonomischen Scheibe weiter zu vertreten.)

      Auf gut Deutsch: diese „Erklärung“ einer Bundesbank (Achtung, die wollen als Institution ernst genommen werden!) ist nichts anderes als ein Dokument des Unwissens. Alternativ ist es die Ignoranz der Tatsache, daß einzelwirtschaftliche und gesamtwirtschaftliche Dinge nicht mit den gleichen Erklärungsmustern verstanden werden können.

      Vielleicht wird dadurch die Virulenz des Problems deutlich…

  5. Frankie (fkaB)

    „Gelddrucken“ – das bedeutet ja noch gar nichts. Zum umlauffähigen Zahlungsmittel wird das ja erst, nachdem die ZB dieses Geld an Geschäftsbanken weitergereicht hat, gegen Sicherheiten, versteht sich (.auch ein Kreditvertrag ist eine Sicherheit). Und in ihrer Funktion als Clearingstelle (wir haben keine andere) für die Geschäftsbanken fällt nun mal eine Zinsmarge an.

    • PK

      Mit der Zahlung von Zinsen an Geschäftsbanken habe ich weniger gedankliche Probleme, denn aus Perspektive der Geschäftsbanken sind zufließende Reserven natürlich Vermögenswerte. Aber aus Perspektive der Zentralbank ist Geld doch -schlicht gesagt- gar kein Vermögen.

      Ich als Privatperson mache einen Gewinn, wenn meine Erträge, also mein Zuwachs an Vermögenswerten, meine Aufwendungen übersteigt.

      Welche Vermögenswerte nimmt eine Zentralbank ein, wenn sie Zinsgewinne macht? Geld ist für sie kein Vermögenswert. Aber ich wiederhole mich…

      • Also dann… nächster Versuch:

        Der Vermögenswert (auch so ein schöner verwirrender Begriff) den die Zentralbank einnimmt wenn sie Zinsen „kassiert“ ist natürlich ihr eigenes Zentralbankgeld. Etwas anderes kommt ja schon deswegen nicht in Frage, weil die ganzen Geldmarktgeschäfte in ihrem eigenen Währungsstandard definiert sind. (Natürlich kann eine Zentralbank auch Dollar/ Yen etc. Zinseinnahmen realisieren.) Dem steht nicht entgegen, daß für eine Zentralbank ihr eigenes Geld keinen Vermögensgegenstand darstellt was die Frage der fehlenden Kasse berührt und man sich daher mit Recht fragen kann was eine Zentralbank denn „einnehmen“ kann.

        Technisch gesehen wird ja das Entstehen einer Zinsforderung als erfolgswirksamer Vorgang gebucht. Üblicherweise liest man auf Buchhaltungsseiten zur Frage der Verbuchung von Zinserträgen den Buchungssatz:
        Bank AN Zinserträge
        wobei der eigentliche Vorgang noch eine Vorgeschichte hat, nämlich die Entstehung einer Zinsforderung. Eine Zinsforderung entsteht gewissermaßen durch Zeitablauf aus dem (vertraglichen) Nichts und es ist eigentlich diese aus dem Nichts entstandene Forderung, welche die Habenbuchung auf dem Erfolgskonto begründet. Gemäß dem geldwirtschaftlichen Grundsatz, daß man mit Geld nicht anderes machen kann als Schulden zu tilgen wird dann bei Unternehmen der „Geldeingang auf dem Konto“ (ich lasse das mal so stehen) als ein Aktivtausch gebucht, da statt der Zinsforderung nun eine Bankforderung besteht und diese auf dem Konto „Bank“ als Geld angesehen wird.

        Bei der Zentralbank ist das ein wenig anders, wobei die Entstehung der Zinsforderung gleichermaßen ein erfolgswirksamer Vorgang ist. Der Unterschied ist wie bei der Zentralbank bezahlt werden kann. Es ist unüblich aber dennoch denkbar, daß eine Bank ihre Zinsverbindlichkeit durch die Übergabe von Banknoten begleicht, wodurch bei der Zentralbank eine Bilanzverkürzung eintritt, da ihre Forderungen abnehmen und gleichzeitig der Banknotenumlauf. In gleicher Weise kommt es zu einer Bilanzverkürzung, wenn die Zentralbank ihre Zinsforderungen gegen die Sichtforderungen der Bank bucht, wodurch ebenfalls eine Bilanzverkürzung eintritt. In beiden Fällen wird dabei Zentralbankgeld vernichtet, denn sowohl Bargeld als auch die Verbindlichkeiten der Zentralbank definieren die Zentralbankgeldmenge.

        Damit ist das Geld aber nicht „weg“, sondern es besteht ja noch die Erfolgsbuchung über diesen Zinsbetrag in der GuV, wobei ja für den Fall, daß die GuV mit einem Gewinn abschließt dieser zu einer Auszahlung an den Staat führt und somit der Anteil der Zinserträge, die über die laufenden Kosten hinausgehen (die Kosten der Zentralbank fließen als Zentralbankgeld ja unmittelbar in den Wirtschaftskreislauf) ebenfalls wieder dem Wirtschaftskreislauf zugeführt wird. Dabei handelt es sich nicht um neu geschöpftes Geld, sondern um den Geldbestand, welcher den Krediten der Zentralbank entstammt – die „temporäre Geldvernichtung“ wird durch die Ausschüttung an den Staat wieder aufgehoben. Es ist also immer genausoviel Geld im Spiel wie durch Kredite der Zentralbank geschaffen wurde, die Vereinnahmung von Zinsen ändert daran nichts. Die Zinsen als Erträge haben für die Zentralbank somit den angenehmen Nebeneffekt, daß sie damit ihre Kosten bestreiten kann, womit Geld auch für die Zentralbank einen „Wert“ besitzt…

    • Herzliches in den Süden
      @Frankie (formerly known as Bernankie)
      Was sagst Du als FED-Gott zur langfristigen negativen Zinsmarge, die ja auch sinkende Sicherheiten bedeutet.
      Was hälst Du von der Politik Deiner Nachfolgeri J. Yellen?
      5 Jahre Euro-Draghi, wann greift der die „luftigen“ Privatvermögen an?
      Dann werden wir auch wieder lernen wer, wo die Zinsen erarbeitet…
      PS Wo ist Dein Avatar geblieben?

  6. „Wir machen uns stark für diejenigen, die unsere Hilfe brauchen und helfen gern im Hintergrund.“
    http://www.norddeutsche-vermoegen-holding.de/de/unternehmen/engagement.html
    Wer hat die Sicherheiten (Schiffe) bilanziert?
    500 Millonen Schuldenerlaß als wirtschaftlichste Weiterführung.
    Erinnert an Donald J Trump und Atlantic City.

  7. Frankie (fkaB)

    @ruby

    Ich empfehle gesund zu bleiben und produktiv, denn die Zinsen bleiben dauerhaft niedrig, wir alle wissen es. Ich habe diese Studie der Allianz aus 2004 (!) gefunden, da wird das gegenwärtige Zinsszenario genau beschrieben

    https://www.allianz.com/de/economic_research/publikationen/spezialthemen_fmo/news8.html/

    Durch die dauerhafte und irreversible Verschiebung des Verhältnis ältere Bürger zu erwerbsfähige Bürger weltweit bleibt die Kapitalrendite wegen des steigenden Sparaufkommens dauerhaft niedrig. Hinzu kommt, dass der Produktivitätszuwachs seit Jahrzehnten sinkt ( siehe hierzu Robert Gordon http://www.nber.org/papers/w18315 ) Es gibt seit Jahrzehnten keine produktivitätstreibenden Killerapplikationen wie Auto, Waschmaschine, Penicillin oder Geldautomat mehr (Robert Solow: „überall kann man die Computerrevolution sehen, nur nicht in den Produktivitätsstatistiken“ ). Danke für den Avatar-Hinweis, hier ist wieder Solon, der Retter Athens.

  8. PK

    Hier unter Geldexperten würde ich, wenn ich darf, noch eine weitere Frage stellen, die nichts mit dem obigen blog-Eintrag zu tun hat.

    Was würdet ihr unter „forced savings“ verstehen? Dazu einige Zitate:

    “There can be no doubt at all that the development of the capitalist economy over the last 100 years would not have been possible without the “forced savings” effected by the extension of additional bank credit.” — Friedrich von Hayek

    Adair Turner schreibt hierzu:
    “Bank lending to businesses for investment effectively achieves “forced savings,” which as Hayek put it, “consists in an increase in capital creation at the cost of consumption, through the granting of additional credit, without voluntary action on the part of the individuals who forgo consumption and without their deriving any immediate benefit.” The precise mechanism by which this “forced savings” effect works was debated by the early economists. Several argued that it must involve inflation, as additional investment demand drove up wages and thus attracted workers from consumption goods– to capital goods– producing industries. But a variant of forced savings is possible without inflation if when new credit is extended to businesses, households are required or strongly encouraged to hold increased money balances.”

    Augusto Graziani schreibt:
    „“Since either of the two different forms of placing new capital goods on the market implies an act of saving (be it saving coming from wage earners or from a firm), the result is that investment finds its final finance in saving. Saving provided by free decisions of wage earners can be named voluntary saving. If new capital goods are bought by firms using profits, some would prefer to define saving as forced saving. Anyhow, we can conclude that, be it voluntary or forced saving, any investment finds its final finance in saving”[…]
    “But, once a given amount of investment has been planned and executed, the formation of an equal amount of saving will inevitably follow. If the propensity to save is high, savers will acquire an increase in financial wealth equal to investment; if the propensity to save is low, investment will be financed by means of forced savings and the firms will get a corresponding amount of profits. In both cases, investment will be financed by means of savings. Bank credit can only solve a different problem, namely that of making it possible for agents to hold the desired amount of liquid balances.”[…]
    „As previously said, according to the circulation approach, purchases chases made by the firms in the commodities market give rise to a forced saving imposed on households. The result is that investments always find their counterpart in aggregate saving, be it voluntary or forced saving. Such saving is in fact the final finance of investment (Keynes 1973a [1936]: 81ff.). Forced saving disappears only in special cases, when voluntary savings of households are equal to investments planned by the firms. In this case firms make no profits and investment is wholly financed by issuing securities on the financial market. One might then say that the financial market plays the role of financing investment, while in all other cases the role of the financial market is more correctly defined fined as one of channelling to the firms the monetary savings of households.“

  9. PK

    Danke für Ihre Bemühungen, Herr Menendez……leider bleibt mir der Sinn von Zentralbankgewinnen dennoch verborgen, ich werde mir Ihre Antwort also wohl zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zu Gemüte führen müssen.

  10. Lektüre zum Scheitern bzw. Ende der Beleihungsfähigkeit und 1.Advent

    Debitismus ad Infinitum

  11. enrico

    ”Das einzige Spezifikum, welches dazu Anlaß gibt darüber zu sinnieren, ob dabei alles mit rechten Dingen zugeht besteht darin, daß die Banknoten, die durch die Begleichung einer Schuld der Zentralbank in Umlauf kommen vorher nirgendwo als Aktivum in Erscheinung getreten sind.”

    Als Monobank (= alle Banken zusammen) gesehen:
    Das Geld im “Keller” der Bank müsste eigentlich zweimal in der dortigen Bilanz erscheinen: Einmal als Aktiva und einmal als Passiva. Wird ein Kredit vergeben, geht das Geld als Aktiva weg und es bleibt das Geld als Passiva in der Bankenbilanz übrig. Statt dem Geld als Aktiva steht nun der Kredit auf der Aktiva-Seite.
    Klar, solange das Geld sich im “Keller” der Bank befindet, gleichen sich dort Geld als Passiva und Geld als Aktiva gegeneinander aus und es kann kann folglich auf beiden Seiten auch als Null eingetragen werden. Wie hoch der Geldbetrag als A-P-Paar in der Ausgangslage erscheint, ist unwichtig und kann theoretisch sogar gegen Unendlich gehen, Hauptsache das Paar ist symmetrisch. Es wird wohl vieles im Bankenwesen geben, das nicht mit rechten Dingen zugeht, aber in diesem Falle ist diese Sorge unbegründet.

    ——————————————————

    Nehmen wir an, ich wäre ein König in einem Königreich. Ein guter König, sagen die Leute, weil Leute die etwas anderes behaupten nicht lange Leute bleiben…
    Um meine Soldaten zu versorgen habe ich Münzen prägen lassen, die sie monatlich erhalten. Gleichzeitig verlange ich nun von den Bauern Steuern in Form von diesen Münzen. Die Bauern Geben nun gerne ihre Erzeugnisse an die Soldaten gegen Münzen weiter….
    Sind diese Münzen nun Geld? Und wenn, sind sie dann ein Leistungsversprechen, ein Zahlungsversprechen?
    ————————————————-

    Kommen wir zurück zum heutigen Banking:
    Der Kredit auf der linken Seite der (Mono-)Bank-Bilanz ist ein Zahlungsversprechen des Kreditnehmers, was ist dann aber der ausgleichende Gegenpart gegenüber dem Geldhalter? Ein Leistungsversprechen der Bank?

    Was ist (Monobanken-)Geld?
    → Da es sich um eine Monobank dreht, kann es kein Zahlungsversprechen sein.
    → Da diese Monobank nichts produziert, kann es auch kein Leistungsversprechen sein.

    Was ist es dann? Nur ein Tilgversprechen? Wenn dem so ist, dann verhält sich Geld der Monobank wie die Münzen des Königs, sie sind keine Forderung auf irgend ein Objekt sondern nur eine Forderung darauf, dass (Kauf-, Kredit-, Steuer-)Schulden gelöscht werden.

    Wenn man bei einem Kreditvorgang des Bankenwesens die quantitative Anordnung von Aktiva und Passiva, verteilt auf die Akteure ansieht, dann erscheint dies alles symmetrisch. Wenn man sie aber qualitativ bewertet, dann fällt tatsächlich eine Asymmetrie ins Auge: Die Bank hat eine explizite Forderung gegenüber dem Kreditnehmer, die mit dem Kollateral des Kreditnehmers untermauert ist. Der Geldhalter erhält dagegen aber nur eine implizite Forderung, die eben nicht mit einem Kollateral abgesichert ist. Gäbe es hier wirklich eine Gleichheit, dann müsste der Geldhalter zumindest ein explizites Anrecht auf das Kollateral fallierter Kreditnehmer haben. Dem ist aber nicht so. Die Banken können also zu vollstrecktem Kollateral kommen, ohne die Geldhalter partizipieren lassen zu müssen. Hier besteht also eindeutig eine Macht-Asymmetrie, hier geht etwas nicht mit rechten Dingen ab. Die Banken (mit ihren Eigentümern) erscheinen als Wirtschaftsunternehmen, die zu Eigentum kommen wollen, das ist das eigentliche Problem.

    Wenn die Stelle der Banken aber mit einer neutralen Institution besetzt werden, die es nicht nötig hat, selbst zu Eigentum zu kommen, dann ist es möglich die Sache vollkommen symmetrisch zu gestalten. Dann ist es möglich, dass das Geld der Geldhalter eine explizite und nicht nur implizite Forderung auf das Kollateral der fallierten Kreditschuldner wird. In der Praxis würde das bedeuten, dass das vollstreckte Kollateral der fallierten Kreditnehmer an die Geldhalter veräußert werden muss und niemals zum akkumulierten Eigentum der genannten Institution werden darf.

    Das Bankenpublikum einer Bank ist wie eine (kleine) Volkswirtschaft, die durch die Bank regiert wird. Ist die Bank in privaten Händen, dann ist diese Volkswirtschaft des Bankenpublikums in privaten Händen und die Bank wird zum König, während das Bankenpublikum die Bauern bleiben.

    Wenn man das verstanden hat, dann kann man vielleicht auch verstehen, wer ein Interesse daran hat, dass in Gelddingen auch heute noch so viel Unklarheit und Konfusion besteht.

    LG, enrico

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